Loading…
Thumbnail Image

Verwendung von Krankenhausabrechnungsdaten für die Versorgungsforschung in Deutschland

Nimptsch, Ulrike

Seitdem die akutstationären Krankenhausleistungen in Deutschland auf der Grundlage des fallpauschalierenden Vergütungssystems der Diagnosis Related Groups (DRG) vergütet werden, sind in den administrativen Datenbeständen der deutschen Krankenhäuser umfassende medizinische Informationen verfügbar. Da die Abrechnung nach dem DRG-System für nahezu alle Patienten und alle Krankenhäuser zur Anwendung kommt, liegt mit den sogenannten DRG-Daten eine Vollerhebung des akutstationären Versorgungsgeschehens in deutschen Krankenhäusern vor. Die DRG-Daten sind für wissenschaftliche Zwecke zugänglich. Da diese Daten die Versorgungsrealität abbilden und ohne zusätzlichen Erhebungsaufwand analysiert werden können, haben sich daraus neue Möglichkeiten für die Versorgungsforschung ergeben. Die Aussagekraft von Analysen dieses Datenbestandes hängt jedoch entscheidend von einer sachgerechten Operationalisierung der jeweiligen Fragestellung unter Berücksichtigung der verfügbaren Dateninhalte und des Erhebungskontextes ab. Die vorliegende kumulative Dissertation beschreibt die Eigenschaften der DRG-Daten und demonstriert anhand von drei bereits publizierten Analysen, wie diese Daten zur Bearbeitung von Fragestellungen der Versorgungsforschung genutzt werden können. Das erste Manuskript zeigt bezogen auf die akutstationäre Schlaganfallbehandlung wie die Entwicklung der Versorgungslast und der Versorgungsqualität beschrieben werden kann. Als Beispiel für die Evaluation neuer Versorgungsstrukturen wird im zweiten Manuskript der Einfluss der Finanzierung der Stroke-Unit Behandlung auf die Verbreitung von Stroke-Units an den Krankenhäusern und auf die Entwicklung der Sterblichkeit bei Schlaganfallpatienten nach Einführung von Stroke-Units betrachtet. Im dritten Manuskript wird die Entwicklung der DRG-Daten am Beispiel der Nebendiagnosenkodierung untersucht, um die Datenqualität und deren Einfluss auf die Auswertungsmöglichkeiten im zeitlichen Verlauf zu bewerten. Anhand der drei Analysen wird demonstriert, dass die bundesweiten fallbezogenen Abrechnungsdaten der deutschen Akutkrankenhäuser eine Datenquelle für die Versorgungsforschung in Deutschland sind, auf deren Grundlage zahlreiche Fragestellungen bearbeitet werden können. Da diese Daten über mehrere Jahrgänge vorliegen, können damit zeitliche Entwicklungen, wie z.B. die Verbreitung neuer Behandlungsmethoden, beschrieben werden. Daneben können auch Verbesserungspotentiale in der Versorgung aufgezeigt werden. Die Vorteile der DRG-Daten liegen in der Vollständigkeit, dem Bevölkerungsbezug, den einheitlichen Regeln für die Datendokumentation und einer relativ weitreichenden Datenkontrolle. Daher lässt sich die Versorgungssituation im Krankenhaussektor anhand dieser Daten sehr gut abbilden. Ebenso wie andere Datenquellen, die für die Versorgungsforschung genutzt werden, haben auch die DRG-Daten spezifische Besonderheiten und Einschränkungen. Eine Auseinandersetzung mit den Eigenschaften der verwendeten Daten ist notwendig, um diese im Studiendesign und bei der Interpretation und Diskussion von Ergebnissen angemessen berücksichtigen zu können.
In Germany, the introduction of a reimbursement system for inpatient services based on Diagnosis Related Groups (DRG) provided the availability of comprehensive medical information in hospital administrative data. As this system includes all patients and all payers the national DRG data represent a complete registry of inpatient episodes in German acute care hospitals. The German national DRG database is available for research purposes. As these data illustrate hospital care under real-world conditions without additional data collection efforts their availability provides new opportunities for health services research in Germany. However, significance and reliability of analyses based on administrative hospital data crucially depend on accurate operationalization of the research question considering the available data fields and the context of data collection. Within the present cumulative dissertation the characteristics of the German DRG data are described. Examples for health services research based on these data are given by three published papers. By analyzing hospital care for stroke patients the first paper demonstrates how DRG data can be used to illustrate burden and quality of care. The second paper gives an example for the evaluation of changes within the health care system by analyzing the impact of financing of stroke units on the provision of this service by hospitals and changes in in-hospital mortality of stroke patients after stroke unit implementation. The third paper aimed to assess the development of data quality over time by studying trends in secondary diagnosis coding and the consequent implications for research based on administrative hospital data. These papers demonstrate that the nationwide German DRG data are an important data source and provide numerous opportunities for health services research in Germany. Since these data are available for several years they can be used to study temporal trends, e.g. regarding the spread of new treatment options. Moreover, analyses of these data help to indicate potential for health care improvement. The strength of the German DRG data is their completeness. Thus, analyses of these data are population-based. Due to uniform regulations for coding patterns of hospital care can be reliably illustrated. However, similar to other data sources used for health services research the German DRG data have specific characteristics and limitations, which have to be considered within the study design, as well as within the interpretation and discussion of study results.