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[Rezension zu:] Stefan Scherer, Witzige Spielgemälde. Tieck und das Drama der Romantik. 2003

Rath, Wolfgang

Der Titel zitiert Friedrich Schlegels Charakterisierung der Arabeske. „Witzige Spielgemälde“ als Arabesken inszenierte Schlegel selbst in seinem „verwilderten Roman“ Lucinde, auch ihre Theoretisierung stellte er in den Kontext des Romans unter dem Titel „Brief über den Roman“. Aus diesem Zusammenhang mit dem Roman überträgt Scherer den Ausdruck auf die Gattung des Dramas, setzt dem Gegenstand seiner Untersuchung gleichsam „fremde Federn“ auf, Straußfedern (nach der Zeitschrift, die der junge Tieck bediente). Der Titel enthält so ein Programm. Es folgt erstens dem romantischen Konzept der Universalpoesie, nach der das Drama sowohl als „angewandter Roman“ zu verstehen ist, als auch – umgekehrt – als die „wahre Grundlage eines Romans“. Zweitens reflektiert der Titel den gegenwärtigen Forschungsstand, den nach Scherer ein Primat der Prosaanalyse kennzeichnet, das heißt die vor allem auf dem Gebiet der Prosa entwickelten neueren Forschungsergebnisse werden für das Drama aktualisiert und somit der Stand der Forschung selbst kontrolliert. Aus dieser „Selbstprogrammierung“ der Tieck-Rezeption ergibt sich drittens die Evidenz des Titels gemäß seiner drei ineinander verspiegelten Bedeutungshöfe: der romantischen Kategorien Witz und Spiel sowie des Schlegelschen Begriffs vom Gemälde, der auf einen komplexen Zusammenhang, Universalität abzielt. Dem Universalroman korrespondiert das Universaldrama.
Published in: Arbitrium, 10.1515/ARBI.2006.250, De Gruyter
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