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Freizeitverkehr als Chance für Deutschland

Heinze, G. Wolfgang

Das erwartete Verkehrswachstum rückt Gemeinschaftsverkehr in den Vordergrund. Der heutige ÖPNV ist jedoch zu einem subventionierten Restverkehr für Zwangsbenutzer geworden. Deshalb muss der ÖPNV die Herausforderung eigener neuer Wachstumsbereiche suchen, um sich zu erneuern. Zugleich muss er akzeptieren, dass seine Erneuerung aus der Richtung „Pkw“ und „Telematik“ kommt. Tourismus ist weltweite Wachstumsbranche. Globalisierung heißt nicht nur Marktausweitung, sondern auch die Wiederentdeckung kleinräumiger Identität: von Nähe, Nische und Gruppe. Im globalen Wettbewerb dürfte die Marktnische für Mitteleuropa in Städtereisen, Tages-, Feierabend- und Wochenendtourismus sowie Zweit- und Dritturlauben liegen. „Mehr Freizeitverkehr statt Tourismus“ ist kein Nullsummenspiel. Denn die Zahl der Wege und das Reisezeitbudget nehmen zu. Der Trend geht zu spontanen, kürzeren, häufigeren und intensiveren Reisen. Die Grenze zwischen Freizeitverkehr und Urlaubsverkehr verschwimmt. Freizeit- und Urlaubsverkehr sind für den Verkehrsplaner die schwierigsten Verkehrszwecke, weil sie spontan, variabel und vielfältig sind. Deshalb ist ein freizeitverkehrsfähiger ÖPNV auch für alle anderen Fahrtzwecke gut genug. Darüber hinaus sind Freizeit- und Urlaubsverkehre Dienstleistungen für einen Dienstleistungsbereich in einer Dienstleistungsgesellschaft. Dabei kann der Verkehrsunternehmer vom Touristiker Kundennähe und Akzeptanz lernen und der Touristiker vom Verkehrsplaner, Massenverkehr für Events zu organisieren. Entscheidend ist die Verknüpfung von schnellem Massenverkehr auf Verkehrsachsen durch Schnellbusse und Bahnen mit der echten Flächenbedienung (many to many) im Zubringer-, Verteiler- und Binnenverkehr. Differenzierte Verhältnisse verlangen flexible Lösungen. Deshalb bildet ein solches Konzept eine Auffanglösung für unterschiedliche Siedlungsformen. Qualitäts- und Preisdifferenzierung erlauben einen privatwirtschaftlichen Betrieb.
The expected growth in traffic puts the focus on community transport. However, public transport systems have now deteriorated into subsidised residual services for the captive user. If it is to revive, public transport must set out to discover new growth areas of its own. At the same time it must accept that the private car and "telematics" will be constituent factors of any renewal. Tourism is a growth industry throughout the world. Globalisation means not only market expansion but also the rediscovery of small-scale identity: of proximity, niche, and group. In global competition, central Europe is likely to find a market niche in city tours, in one-day, evening, and weekend tourism, and in second and third holidays. The motto "more leisure transport, less tourism" should not be seen as a "zero-sum game". Being on the move and being somewhere else are regarded as individual, subjectively determined values and conditions in modern industrial and service societies. "Purpose-bound mobility" and "mobility for fun" are equally valued. Leisure traffic and holiday traffic pose the greatest problems for transport planners because they are spontaneous, variable, and diversified. For this reason, public transport systems capable of coping with leisure traffic are also adequate for other travel purposes. Moreover, leisure and holiday transportation is a service for a service sector in a service society. Transport enterprises can learn from tourist firms how to win and cultivate customers, and the tourist firm can learn from the transport planner how to organise mass transport for events. The decisive factor is to combine rapid mass transportation by bus and rail along traffic corridors/axes with genuine many-to-many services in feeder, distribution, and internal services. Differentiated conditions demand flexible solutions. Such a concept can therefore offer a shake-up solution for different forms of settlement. Quality and price differentiation permit private enterprise operation.
Published in: Regionalentwicklung durch Tourismus im Spannungsfeld zwischen endogenen Potentialen und inszenierten Welten, Förderkreis für Regional-, Freizeit- und Tourismusforschung