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Die Rolle der nicht-hoheitlichen Flächensicherung im Naturschutz

eine Untersuchung am Beispiel der US-amerikanischen Land Trust-Bewegung

Disselhoff, Tilmann

The control of land uses for nature conservation purposes is implemented through regulatory instruments (land use planning, designation of reserves etc.) and through voluntary contractual agreements. The pursuit of conservation goals through voluntary instruments (acquisition of properties, voluntary use restrictions etc.) can be summarized as private land conservation. Private land conservation initiatives play an increasingly important role for reaching global biodiversity targets. The last decades have witnessed a global shift of resources for nature conservation from the public to the private sector. Against this background, it is important to better how regulatory and contractual conservation instruments can complement each other and what advantages and risks are associated with transferring responsibilities in the field of land conservation to the private sector. This dissertation attempts to provide answers to these questions by showing that over the 120 years, the US have been a global pioneer in the field of private land conservation, in particular in the last 40 years when the land trust movement emerged in the US. Land trusts are predominantly non-public organizations that save land for conservation purposes through purchase, lease, gift, bequest or similar contractual arrangements. This form of civil engagement for nature conservation has witnessed strong growth over the last decades. In addition to a few national land trusts, there are over 1,700 local and regional land trusts in the US today. Despite its grassroots character, the land trust movement is highly professionalized and well connected. This has enabled the movement to establish effective tools for knowledge transfer, harmonize political lobbying efforts, introduce quality standards and to develop coordinated PR campaigns. The first part of the dissertation attempts to critically reconstruct the history of public and private land conservation in the US from 1776 until today. By briefly outlining the social and economic conditions in the US as well as public activities in the field of land conservation for four major eras (1776-1900, 1900-1945,1945-1980, 1980-today), it seeks to provide the background for understanding the conditions under which the land trust movement developed to its current state. The second part of the dissertation presents the instruments used by land trusts to conserve land. Building of the basis of neo-classic environmental economics, it proposes three criteria (costs, efficiency, and distributive justice) for evaluating and comparing private and public land conservation tools. The dissertation concludes by exploring the role the Land Trust Alliance has within the land trust movement, by discussing key criticisms directed at private land conservation and by attempting an outlook at the (international) future of the movement.
Die dauerhafte Widmung von Grundstücken zu Naturschutzzwecken kann als Flächensicherung bezeichnet werden. Sie kann durch hoheitliche und nicht-hoheitliche Instrumente erfolgen. Zu den hoheitlichen Instrumenten gehören z.B. Gesetze, Verwaltungsakte, gerichtliche Entscheidungen, Flächennutzungsplanung und Schutzgebietsausweisungen. Bei der nicht-hoheitlichen Flächensicherung zu Naturschutzzwecken geht es dagegen in der Regel um eigentumsrechtliche Instrumente, also vertragliche Regelungen zur Übertragung von Eigentums- oder Nutzungsrechten und deren Verankerung im Grundbuch. Die nicht-hoheitliche Flächensicherung spielt eine zunehmend wichtige Rolle für die Erreichung globaler Naturschutzziele. In den letzten Jahrzehnten hat ein Abbau staatlicher Kapazitäten bei gleichzeitigem Wachstum zivilgesellschaftlicher Aktivitäten im Naturschutz stattgefunden. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig zu fragen, wie hoheitliche und nicht-hoheitliche Flächensicherungsinstrumente im Naturschutz besser aufeinander abgestimmt werden können, wie beide Ansätze sich ergänzen können und welche Vorteile und Risiken mit der Übertragung von Gemeinwohlaufgaben auf die Zivilgesellschaft einhergehen. Die vorliegende Dissertation versucht Antworten auf diese Fragen zu geben, indem sie aufzeigt, dass die USA seit über 120 Jahren global eine Vorreiterrolle in der nicht-hoheitlichen Flächensicherung innehaben, vor allem seit der Entstehung der Land Trust-Bewegung in den letzten 40 Jahren. Land Trusts sind überwiegend nicht-öffentliche Einrichtungen, die Flächen durch Kauf, Pacht, Schenkung, Erbschaft oder ähnliche Verfahren für den Naturschutz sichern. Diese Form des zivilgesellschaftlichen Engagements für die Natur ist in den letzten Jahrzehnten in den USA stark gewachsen. Heute gibt es neben einigen bundesweit operierenden Organisationen über 1.700 regionale und lokale Land Trusts. Trotz ihres „Grassroots“-Charakters ist die Land Trust-Bewegung hochgradig professionalisiert und gut vernetzt. Diese Merkmale haben ihr ermöglicht, effektive Werkzeuge für einen internen Wissenstransfer zu entwickeln, ihr politisches Lobbying zu harmonisieren, Qualitätsstandards für die eigene Arbeit einzuführen und ihre Öffentlichkeitsarbeit zu koordinieren. Der erste Abschnitt der Dissertation versucht eine kritische Rekonstruktion der Geschichte des hoheitlichen und nicht-hoheitlichen Naturschutzes in den USA von 1776 bis heute. Indem die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA sowie die öffentlichen Flächensicherungsaktivitäten für vier Epochen (1776-1900, 1900-1945,1945-1980, 1980-heute) kurz beschrieben werden, wird der Hintergrund geschaffen, der ein Verständnis der Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Land Trust-Bewegung ermöglicht. Der zweite Abschnitt der Dissertation präsentiert die Instrumente der Land Trust-Bewegung. Auf methodischer Basis der neoklassischen Umweltökonomie werden drei Kriterien (Kosten, Effizienz, Verteilungsgerechtigkeit) für einen wertenden Vergleich hoheitlicher und nicht-hoheitlicher Flächensicherungsinstrumente vorgeschlagen. Abschließend untersucht die Dissertation die Rolle des Dachverbands der Land Trust-Bewegung (Land Trust Alliance), diskutiert die zentrale Kritikpunkte an der nicht-hoheitlichen Flächensicherung und gibt einen Ausblick auf die (globale) Zukunft der Bewegung.