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Aufmerksamkeitsfokus beim Bewegungslernen

Einfluss der Bewegungsaufgabe und einer zusätzlichen, direkten Rückmeldung

Wähnert, Svetlana

Bei Bewegungsaufgaben mit Lernbedarf, scheint der Fokus auf den Umwelteffekt (externer Aufmerksamkeitsfokus) zu anderen Lernergebnissen zu führen als der Fokus auf den eigenen Körper (interner Aufmerksamkeitsfokus). Viele Studien konnten dabei eine Überlegenheit des externen Aufmerksamkeitsfokus aufzeigen. Die vorliegende Forschungsarbeit beinhaltet sowohl einen Grundlagen- als auch einen Anwendungsaspekt. Der grundlagenorientierte Teil der Arbeit hinterfragt die Generalitätshypothese, wonach der externe Aufmerksamkeitsfokus bei allen Bewegungsaufgaben überlegen sein sollte. Demgegenüber wird die Funktionalitätshypothese aufgestellt. Sie besagt, dass der externe Aufmerksamkeitsfokus nur bei umweltorientierten Bewegungsaufgaben überlegen sein sollte, bei körperorientierten Bewegungsaufgaben sollte hingegen der interne Aufmerksamkeitsfokus überlegen sein. Die theoretische Argumentation zugunsten der Funktionalitätshypothese wird empirisch anhand von Experiment 1 gestützt. In Experiment 1 lernten Versuchspersonen eine körperorientierte Gleichgewichtsaufgabe und fokussierten dabei entweder auf die Verformung der Plattform, auf der sie standen (extern), oder auf den gefühlten Druck an der Fußsohle (intern). Wie von der Funktionalitätshypothese vorhergesagt und entgegen den Vorhersagen der Generalitätshypothese, zeigte die interne Fokusgruppe eine bessere Leistung als die externe Fokusgruppe. Die schlechtere Leistung der externen Fokusgruppe wird auf eine Doppelbelastung zurückgeführt, da die Verformung der Plattform nicht wahrgenommen werden konnte. Dadurch fokussierte die externe Fokusgruppe auf den Druck an der Fußsohle und hielt gleichzeitig ein mentales Bild über die Verformung der Plattform aufrecht. Anhand der Ergebnisse von Experiment 1 konnte die Generalitätshypothese widerlegt werden. Es kann die Aussage getroffen werden, dass beim Erlernen einer körperorientierten Bewegungsaufgabe der interne Aufmerksamkeitsfokus dem externen Aufmerksamkeitsfokus überlegen ist. Im anwendungsorientierten Teil der Arbeit wurde weiterhin untersucht, ob eine körperorientierte Bewegungsaufgabe durch das Hinzufügen von zusätzlicher, direkter Rückmeldung umweltorientiert wird und der externe Aufmerksamkeitsfokus dadurch wieder Überlegenheit erlangt. Experiment 2 konnte keine eindeutigen Ergebnisse liefern, da eine Konfundierung vorlag, die in Experiment 3 und 4 aufgehoben wurde. In Experiment 3 zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen der internen und der externen Fokusgruppe in Bezug auf Leistung und Lernen, wenn sie beide auf die zusätzliche, direkte Rückmeldung fokussierten und diese entweder im Sinne eines Umwelteffektes (extern) oder im Sinne einer Körperbewegung (intern) interpretierten. In Experiment 4 konnte nur teilweise gezeigt werden, dass die Funktionalität der zusätzlichen, direkten Rückmeldung einen größeren Einfluss auf die Leistung hat, wenn diese Rückmeldung fokussiert wird (extern), als wenn der eigene Körper fokussiert wird (intern). Insgesamt konnte die Frage, ob eine körperorientierte Bewegungsaufgabe durch das Hinzufügen von zusätzlicher, direkter Rückmeldung umweltorientiert wird, nicht endgültig geklärt werden. Möglicherweise ist hier keine strikte Trennung zwischen körper- und umweltorientierter Bewegungsaufgabe möglich. Stattdessen sind diese Bewegungsaufgaben hybrid in der Art, dass sich der Aufgabentyp innerhalb der Bewegungsausführung wechselt. Unter welchen Bedingungen das eine oder das andere stattfindet, muss durch weitere Forschung untersucht werden. Der Nutzen dieser und weiterer Forschung liegt darin, Instruktionen angepasst an die jeweilige Bewegungsaufgabe erstellen zu können. Dies ist z.B. für das Rehabilitationstraining relevant, bei dem Patienten körperorientierte Bewegungsaufgaben erlernen sollen und dabei manchmal durch virtuelle Spiele unterstützt werden.
For movement tasks that require learning, the focus on the environmental effect (external focus) seems to lead to different learning outcomes than the focus on one’s own body (internal focus). Many studies have shown a superiority of the external focus. The present thesis consists of both basic research and application. The basic research-oriented part of the work questions the generality hypothesis that the external focus should be superior in all movement tasks. In contrast, the functionality hypothesis is established. It states that the external focus should only be superior for environment-oriented movement tasks, whereas the internal focus should be superior for body-oriented movement tasks. The theoretical argumentation in favour of the functionality hypothesis is empirically supported by Experiment 1. In Experiment 1, subjects learned a body-oriented balance task and focused either on the deformation of the platform on which they stood (external focus) or on the perceived pressure on the sole of the foot (internal focus). As predicted by the functionality hypothesis and contrary to the generality hypothesis, the internal focus group performed better than the external focus group. The worse performance of the external focus group was attributed to a double load because the deformation of the platform could not be perceived. As a result, the external focus group focused on the pressure on the sole of the foot while maintaining a mental image of the deformation of the platform. The results of Experiment 1 refute the generality hypothesis. The statement can be made that when learning a body-oriented movement task, the internal focus is superior to the external focus. In the application-oriented part of the work, it was further examined whether a body-oriented movement task becomes environment-oriented through the addition of additional, direct feedback and whether the external focus thus regains superiority. Experiment 2 could not provide clear results because of a confounding, which was eliminated in Experiments 3 and 4. In Experiment 3 there was no significant difference between the internal and external focus groups in terms of performance and learning if they both focused on the additional, direct feedback and interpreted it either in terms of an environmental effect (external) or in terms of body movement (internal). In Experiment 4, it could only be partially shown that the functionality of the additional, direct feedback has a greater influence on performance when this feedback is focused (external) than when the own body is focused (internal). Overall, the question of whether a body-oriented movement task becomes environment-oriented by the addition of additional, direct feedback could not be finally clarified. It is possible that a strict separation between body-oriented and environment-oriented movement task is not possible here. Instead, these movement tasks are hybrid in such a way that the task type changes within the movement execution. The conditions under which one or the other takes place must be investigated by further research. The benefit of this and other research lies in the ability to create instructions adapted to the respective motion task. This is relevant, for example, for rehabilitation training, where patients should learn body-oriented movement tasks, sometimes supported by virtual games.