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125 Jahre Technische Universität Berlin

[TU Berlin]

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Wolfgang Haack (1902-1994) Wolfgang Haack (1902-1994)

Das elektronische Rechengerät werde zum Rechenzentrum der industriellen Forschung werden, und auch Berlin benötige ein solches Gerät, damit die TU nicht zu einer Hochschule zweiten Ranges werde, bemerkte im Jahre 1953 weitsichtig eine von Wolfgang Haack gegründete Arbeitsgruppe der TU Berlin.

Wolfgang Haack wurde am 24. April 1902 in Gotha geboren, studierte erst in Hannover Maschinenbau, dann in Jena Mathematik und promovierte dort 1926 mit der Schrift Die Bestimmung von Flächen, deren geodätische Linien durch die Abbildung in die (x;y) Ebene (durch x=u;y=v) in Kegelschnitte übergehen. Danach studierte er noch in Hamburg, bevor er als Assistent an die TH Stuttgart ging und sich 1929 an der TH Danzig mit einer Arbeit über affine Differentialgeometrie habilitierte. 1935 wechselte er an die TH Berlin und folgte 1937 einem Ruf an die TH Karlsruhe. Die TH Berlin berief ihn zwar 1944, doch Wolfgang Haack konnte diese Aufgabe infolge der Kriegsumstände nicht mehr wahrnehmen; 1949 wurde er als Nachfolger Georg Hamels endgültig von der TU Berlin zum Professor der Mathematik und Mechanik ernannt. 1964 wurde Wolfgang Haack auf den neuen Lehrstuhl für numerische Mathematik berufen, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1968 innehatte.

Die beiden Lehrstühle deuten bereits an, dass Wolfgang Haack sich auf mannigfaltigen Gebieten ausgezeichnet hat. Als Mathematiker beschäftigte er sich anfangs mit der Geometrie, insbesondere mit der Differentialgeometrie, bevor er sich seit 1936 technischen Fragestellungen zuwandte und beispielsweise Arbeiten über Gasdynamik und Differentialgleichungen verfasste. Auch später an der TU Berlin hat er sich um technische Probleme gekümmert und mehrere Aufsätze über die Automatisierung der Flugsicherung geschrieben. Seine bedeutendsten mathematischen Forschungen während der Zeit an der TU galten der Theorie der partiellen Differentialgleichungen, wozu er grundlegende Ergebnisse beisteuerte; überdies gelang es ihm, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fruchtbaren Beiträgen zu ermuntern, sodass in jenen Jahren an der TU Berlin einige Habilitationsschriften und ein rundes Dutzend Dissertationen über Differentialgleichungen entstanden.

Doch nicht nur dem Forscher und Hochschullehrer Wolfgang Haack hat die TU Berlin viel zu verdanken, sondern auch dem Organisator, denn mit seinem Namen ist untrennbar die Einführung des Computers an der TU verbunden. Als er nach dem Kriege von den elektronischen Rechnern erfahren hatte, erfasste er deren Bedeutung hinsichtlich der zukünftigen Wissenschaft und bildete 1950 eine Arbeitsgemeinschaft für elektronische Rechengeräte. Wolfgang Haack bemühte sich in den nächsten Jahren, an der TU Berlin einen Rechner aufstellen zu lassen, und nahm Kontakt zu Konrad Zuse auf. Das größte Hindernis bildete die Finanzierung; so erhielt Haack von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine abschlägige Antwort, weil es laut DFG für die deutschen Universitäten vollkommen ausreichend sei, wenn Göttingen, Darmstadt und München auf dem Gebiet der elektronischen Rechner arbeiteten. Daraufhin sammelte er bei verschiedenen Firmen Spenden und bekam schließlich die erforderliche Summe zusammen, sodass 1958 vor allem dank Wolfgang Haack der erste Computer an der TU Berlin in Betrieb gehen konnte.

Lit.: Differentialgeometrie. 2 Bände. Wolfenbüttel und Hannover 1948. - Elementare Differentialgeometrie. Basel und Stuttgart 1955. - Vorlesungen über Partielle und Pfaffsche Differentialgleichungen (mit Wolfgang Wendland). Basel und Stuttgart 1969.

[F. H.]


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Pressestelle | Impressum | 17.09.2004