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Stammesspezifische Unterschiede in der analgetischen Wirkung von Buprenorphin bei der Maus

Rudeck, Juliane

Die Verwendung einer optimalen Analgesie sollte oberste Priorität in der Versuchstierkunde haben und ist nicht nur aus ethischen, sondern auch aus rechtlichen Gründen verpflichtend. Laut nationalen und internationalen Versuchstierstatistiken ist die Maus mit ca. 70 % die am häufigsten verwendete Spezies. Opioide werden gewöhnlich zur perioperativen Behandlung von moderaten bis schweren Schmerzen eingesetzt. Aufgrund der langanhaltenden Wirkung und geringen unerwünschten Nebenwirkungen wird für die Spezies Maus bevorzugt das Opioid Buprenorphin verwendet. Unterschiedliche Empfehlungen bzgl. Dosierung, Applikationsart und -intervall führen jedoch zu Unstimmigkeiten in dessen Anwendung. Obwohl mausstammspezifische Unterschiede in der Wirkung von Opioiden bekannt sind, sind diese bisher für die analgetische Wirkung von Buprenorphin noch nicht eindeutig geklärt und finden daher keine Berücksichtigung in den Empfehlungen. Das Ziel der hier vorliegenden Arbeit war es daher, den analgetischen Effekt von Buprenorphin in drei häufig verwendeten Maus-Inzuchtstämmen (C57BL/6J, Balb/cJ, 129S1/SvImJ) zu untersuchen und zu prüfen, ob eventuelle Unterschiede in der Wirkung auf eine veränderte Metabolisierung zurückzuführen sind. Hierfür wurden die basale Schmerzempfindlichkeit sowie der analgetische Effekt von Buprenorphin (0,42 mg/kg, 4,0 mg/kg) unter Verwendung der Incremental Hot Plate in vivo getestet. Serum- und Gehirnkonzentrationen von Buprenorphin und seiner Metaboliten wurden bestimmt, um ggf. pharmakokinetisch-bedingte Veränderungen aufzudecken. Darüber hinaus wurden in vitro die für die Metabolisierung von Buprenorphin relevanten CYP3A Isozyme hinsichtlich der mRNA Expression, des Proteingehalts und der Aktivität, untersucht. Die verwendeten Mausstämme unterschieden sich deutlich in ihrer basalen Schmerzempfindlichkeit, wobei Balb/cJ Mäuse am sensitivsten und 129S1/SvImJ Mäuse am wenigsten sensitiv waren. Die Applikation von Buprenorphin führte zu einem dosis- und stammesabhängigen analgetischen Effekt. Die Dosiserhöhung von Buprenorphin steigerte die Antinozizeption beim C57BL/6J und Balb/cJ Stamm, wohingegen der analgetische Effekt beim 129S1/SvImJ Stamm stagnierte. Serum- und Gehirnkonzentrationen von Buprenorphin und seiner Metaboliten waren dosisabhängig und unterschieden sich bei einer Dosis von 4,0 mg/kg Buprenorphin zwischen den Stämmen. Das Verhältnis von Buprenorphin und seinen Metaboliten im Blut sowie die Verteilung zwischen Gehirn und Blut zeigten keine Dosis- und nur geringe Stammesunterschiede, die aber nicht mit der analgetischen Wirkung korrelierten. Darüber hinaus wurden keine Stammesunterschiede in der Aktivität und im Proteingehalt der CYP3A Isozyme detektiert. Auf mRNA Ebene wurden Stammesunterschiede bei einigen CYP3A Isozymen detektiert. Jedoch konnte kein Zusammenhang zwischen mRNA und Aktivitätsdaten nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die Applikation von Buprenorphin mausstammspezifisch gestaltet werden sollte. Nur so kann Schmerzen optimal vorgebeugt und unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden. Die beobachteten Unterschiede auf pharmakokinetischer Ebene können den unterschiedlichen analgetischen Effekt von Buprenorphin in den drei Mausstämmen nicht ausreichend erklären. Möglicherweise spielen pharmakodynamische Mechanismen eine übergeordnete Rolle, welche in weiterführenden Studien untersucht werden sollen. Die Ergebnisse sollen die wissenschaftliche Gemeinschaft für die Verwendung einer optimierten Analgesie sensibilisieren und somit aktiv zum Tierschutz in der Versuchstierkunde beitragen.
The optimal dosage of analgesics should be state-of-the-art in laboratory animal sciences and is not only a question of animal welfare but also a legal provision. According to current national and international statistics on laboratory animals, the mouse is the most commonly used species with approximately 70 %. Opioid analgesics are commonly used for perioperative care of moderate to severe pain in mice. Among the numerous opioid drugs available, buprenorphine is the preferred analgesic due to its long-lasting effect and little adverse side effects. Vast differences in recommendations for dosage, application route and application intervals lead to uncertainties for appropriate administration and counteract optimal pain management. Although strain differences in the analgesic efficacy for opioids in mice are known, they have not been sufficiently investigated for buprenorphine, and consequently have not been taken into account in current recommendations. Therefore, the present study aimed to elucidate the influence of strain differences on the analgesic effect of buprenorphine. Hence, basal pain sensitivity and the analgesic effect of buprenorphine (0.42 mg/kg, 4.0 mg/kg) were tested in vivo using three popular mouse strains (male C57BL/6J, Balb/cJ, 129S1/SvImJ) on the Incremental Hot Plate. As pharmacokinetic mechanisms might play a crucial role influencing the analgesic outcome, phase-I and -II metabolism were assessed. Thus, the metabolically relevant CYP3A isozymes were investigated in vitro in regard to mRNA expression, protein content and activity. Moreover, serum and brain concentrations of buprenorphine and its metabolites were analyzed in order to investigate alterations in the metabolism. Basal pain sensitivity differed considerably between the mouse strains with Balb/cJ mice being the most and 129S1/SvImJ mice the least sensitive strain. The application of buprenorphine led to dose and strain dependent analgesic differences. While the analgesic effect of buprenorphine increased in C57BL/6J and Balb/cJ mice with the higher administered dose, the analgesic effect remained stable in 129S1/SvImJ mice. Serum and blood concentrations of buprenorphine and its metabolites were dose and partly strain dependent (4.0 mg/kg dose group). The metabolic ratio in blood and distribution between brain and blood showed no dose and only slight strain dependent variations, which did not correspond with the analgesic effect of buprenorphine. Additionally, no strain dependent differences for CYP3A activity and protein content could be detected in vitro, whereas at mRNA expression level slight strain differences were present. However, the mRNA expression differences of some CYP3A isozymes were not in accordance with activity data. Thus, administration of buprenorphine for optimal pain management should be adapted to the respective mouse strain to avoid pain or adverse side effects. However, strain differences in the analgesic effect of buprenorphine could not be explained by differences in pharmacokinetics. Hence, differences in pharmacodynamic parameters are more likely and should be investigated in further studies. In summary, the results of this study should sensitize the scientific community to optimize pain management in order to contribute to laboratory animal welfare in life sciences.