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Dichotomie - Dekonstruktion - Differenz

Ein Beitrag zur kritischen Reflexion von Theorie und Praxis außerschulischer Arbeit mit Mädchen

Schmidt, Andrea

Feministische Theoriebildung trägt zu einem Wahrnehmen und Hinterfragen des hierarchischen Geschlechterverhältnisses bei und hat Einfluss auf Theorie und Praxis außerschulischer Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit auf aktuelle poststrukturalistische feministische Argumentationen Bezug genommen, denn der poststrukturalistische Feminismus findet bisher kaum Beachtung in Diskussionen um Mädchenarbeit. Dies ist insofern verwunderlich, als mit Mädchenarbeit ein Beitrag zum Abbau des hierachischen Geschlechterverhältnisses geleistet werden soll und poststrukturalistische feministische Theorie hierfür von Nutzen sein kann: Im Rahmen dieser Theorie wird das kategorisierende Denken in Dichotomien und die gesellschaftlichen Umgangsweisen mit diesen Dichotomien als einen Herstellungsmechanismus von Macht- und Herrschaftsstrukturen kritisiert. Die Kategorien Frau, Mann und Geschlecht werden grundlegend problematisiert und wichtige Topoi wie die Zweigeschlechtlichkeit und die Trennung zwischen sex und gender, dem biologischen und dem sozialen Geschlecht, werden zur Disposition gestellt. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen Fragen, wie poststrukturalistische feministische Denkansätze und mithin Dekonstruktion für eine Reflexion von Theorie und Praxis von Mädchenarbeit nutzbar gemacht und welche Impulse hieraus für dieses pädagogische Handlungsfeld aufgegriffen werden können. Zur Bearbeitung dieser Fragestellungen werden im ersten Kapitel Hauptstränge feministischer Theorie dargelegt und diskutiert, die als Versuche, dichotome Denkkategorien aufzubrechen, begriffen werden können. Vor diesem Hintergrund wird der Fokus im zweiten Teil der Untersuchung auf gängige Konzepte zur Mädchenarbeit gerichtet. In der Analyse stehen die Fragen im Vordergrund, auf welche feministischen Theorien sich die Autorinnen stützen und ob bzw. wie mit diesen Argumentationen zur Dekonstruktion bzw. Rekonstruktion des hierarchischen Geschlechterverhältnisses beigetragen wird. Die Potenziale der Konzepte bezogen auf eine Veränderung des hierarchischen Geschlechterverhältnisses werden auf der Ebene der symbolischen Ordnung aufgezeigt. Schwerpunkt im zweiten Teil der Untersuchung ist eine Analyse von Situationen aus der pädagogischen Praxis, die durch Interviews erhoben wurden. Dabei ist die feministisch-theoriegeleitete Verortung der Pädagogin zwar von Bedeutung, aber mehr noch ist die Fage relevant, wie sich Pädagoginnen in pädagogischen Interaktionen mit Mädchen in ihren Erzählungen nach bewegen: Welche Mechanismen spiegeln sich in den Handlungen von Pädagoginnen, mit denen sie dichotome Oppositionen bezogen auf ihren Umgang mit Mädchen in ihrer Arbeit herstellen bzw. zu deren Dekonstruktion beitragen? In den Analysen von Theorie und Praxis außerschulischer Mädchenarbeit werden der Umgang mit diskursiv hergestellten Hierarchien herausgearbeitet und Potenziale von Widerstand und Querbewegungen bezogen auf das hierarchische Geschlechterverhältnis aufgezeigt. Die gewonnenen Erkenntnisse sowohl aus der Konzeptanalyse als auch aus der Interviewauswertung werden im letzten Kapitel der Arbeit zusammengefasst und auf diesen Grundlagen Perspektiven für eine (de)konstruktive Arbeit mit Mädchen skizziert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist ein Aufzeigen von Ansatzpunkten für eine kritische Reflexion und Weiterentwicklung von Theorie und Praxis außerschulischer Mädchenarbeit.