Indigenous Knowledge and Land Use Planning - An Example from a Mountainous Region in Rural Northern China

dc.contributor.advisorKüchler, Johannesen
dc.contributor.authorJanz, Karinen
dc.contributor.grantorTechnische Universität Berlin, Fakultät VI - Planen Bauen Umwelten
dc.date.accepted2000-01-28
dc.date.accessioned2015-11-20T20:03:43Z
dc.date.available2011-01-04T12:00:00Z
dc.date.issued2011-01-04
dc.date.submitted2011-01-04
dc.description.abstractIndigenes Wissen und Landnutzungsplanung am Beispiel eines Dorfes in Nordchina 1. Probleme der Landnutzungsplanung im heutigen China Die Planung der Landnutzung in der Volksrepublik China der neunziger Jahre ist nach der erfolgreichen Einführung des Familienverantwortlichkeitssystems mit Problemen konfron¬tiert, die eine nachhaltige Bewirtschaftung der ländlichen Ressourcen und damit eine aus¬reichende Nahrungsmittelversorgung der immer noch wachsenden Bevölkerung gefährden. Das bebaubare Land hat seit der Gründung der VR China im Jahre 1949 etwa um 10 % abgenommen, während die Bevölkerung um 100 % gewachsen ist, so dass 1996 nur noch 0,08 ha kultivierbare Fläche pro Kopf zur Verfügung stehen. Die für das Landmanagement wichtigen Ressourcen Boden und Wasser sind in den letzten Jahren nicht nur knapper ge¬worden, sondern sind auch zunehmend verschmutzt bzw. degradiert. Erosion und Deserti¬fizierung bedrohen mehr als 40 % der bebaubaren Landfläche. Die zunehmende Wasser¬knappheit in Nordchina verursacht Versorgungskrisen in großen Städten, aber auch auf dem Land. Es wird geschätzt, dass ein Viertel der Bauern in China nicht genügend Wasser für Feldbewässerung und Trinkwasserversorgung zur Verfügung hat. Die sich verschlechternden Möglichkeiten für die Bauernfamilien, landwirtschaftliche Ak-tivitäten als Haupteinnahmequelle zu nutzen, haben vor allem in Gebieten, die mit gerin¬gen Möglichkeiten zur Entwicklung nicht-landwirtschaftlicher Einkommensquellen ausge¬stattet sind, zu einer Verarmung der Landbevölkerung geführt. Die Mitte der neunziger Jahre eingeführten Erleichterungen des Aufenthaltsrechts führten wiederum dazu, dass Millionen verarmter Bauern nun in den Städten nach Arbeit suchen. Die zurückbleibenden Familienangehörigen, meist Alte, Frauen und Kinder, haben kaum noch Interesse und Möglichkeiten, die Landbewirtschaftung zu intensivieren und nachhaltig zu verbessern. Dadurch liegen in vielen Gebieten Felder brach, die zwar landwirtschaftlich genutzt wer¬den könnten, aber von den in den Dörfern/vor Ort gebliebenen Familienangehörigen nicht bewirtschaftet werden können. Die Gründe für diese Probleme Chinas im ländlichen Raum liegen vor allem in den fol¬genden Bereichen: • Die rechtliche Situation der Landbesitzverhältnisse ist ungeklärt. Im ländlichen Raum gehört der Boden zwar de jure den Kollektiven, diese wurden aber nach der Ein-führung des Familienverantwortlichkeitssystems aufgelöst und haben keinen klar defi-nierten Rechtsnachfolger. Die Bauernfamilien können das Land zwar nutzen, aber die Entscheidungen über die Nutzungsdauer und Nutzungsart werden nach wie vor von lo-kalen Kadern gefällt. Wie groß die Entscheidungsbefugnis der einzelnen Bauernfami¬lien ist, ist von Region zu Region, oft sogar von Gemeinde zu Gemeinde sehr unter-schiedlich. Generell haben in Gebieten im Osten und Süden, die industriell weiterent-wickelt sind und in denen die Landwirtschaft eine geringere Rolle spielt, lokale Ent-scheidungsträger weniger Einfluss auf Maßnahmen im Bereich der Landnutzung und – -bewirtschaftung. Die durchgeführte Fallstudie in einem Dorf in Nordchina zeigt jedoch, dass hier Entscheidungen lokaler Kader noch ein sehr großes Gewicht haben. Oft wird die von ihnen vertretene Politik kurzfristig geändert. So wurde z.B. innerhalb von fünf Jahren zweimal angeordnet, die Bewirtschaftung von Obstbäumen im Dorf von indivi-duellem Management zu kollektiven Management zu verändern. Das Vertragsland des Dorfes Liudu wird laut Unterlagen des Dorfkomitees alle drei bis fünf Jahre neu verteilt, um die Landgröße an die veränderten Familien¬größe anzupassen. Es ist dabei für die Bauernfamilien nicht klar, ob sie dasselbe Stück Land nach dieser Frist weiter bewirtschaften dürfen. So führen die rechtlichen und planerischen Unsicherheiten zu Prozessen, die durch Korruption und beliebige Machtausübung lokaler Entscheidungsträger geprägt sind. Die individuellen Landnutzer/-innen empfinden diese Prozesse als willkürlich und sind verunsichert, denn sie sehen für sich keine Einflussmöglichkeiten, die Anordnungen der Machthaber zu beeinflussen. Somit haben sie nur noch wenig Interesse an einer nachhaltigen Landbewirtschaftung. • Die Zuständigkeiten der mit Landnutzungsplanung befassten Behörden sind nicht geklärt. Die staatliche Institution für Landmanagement (SLA), die 1986 gegründet wurde, ist eine Behörde, die sich Aufgaben der Landnutzungsplanung mit anderen Fachministerien teilen muss. Das Forstministerium (SFA) ist z.B. für Landnutzungsplanung in Berg- und Waldgebieten verantwortlich, das Landwirtschaftsministerium ist für die ökologische Zonierung und Versteigerung von Grenzertragsflächen, das Bauministerium für Flächennutzungsplanung in Städten und das Ministerium für Wasserkontrolle für die Planung von Wasserflächen zuständig. Dabei kommt es zu Überlappungen, bei de¬nen dann zwei oder mehr Institutionen für ein bestimmtes Gebiet zuständig sind, bei landwirtschaftlich genutzten Bergregionen oder bei Agroforstsystemen sind z.B. sowohl das Landwirtschafts- als auch das Forstministerium für die Landnutzungsplanung zu¬ständig. Beide Institutionen verfolgen dabei unterschiedlichen Konzepte. Auf nationaler Ebene werden durch diese Fachministerien Quoten für Landflächen, die den verschiedenen Nutzungsarten zugeschrieben werden sollen, an den Staatsrat gege-ben; dieser leitet sie an die Provinzbehörden der SLA weiter. Die regionalen und loka¬len Landnutzungsplanungsbehörden sind nun dafür verantwortlich, Landnutzungskar¬ten und – -pläne zu erstellen. Sie müssen dabei zwischen nationalen Quoten und lokalen Interessen und Bedürfnissen vermitteln. Diese Aufgabe wird von vielen lokalen Mitar-beiter/-innen als unlösbar eingestuft. Außerdem verfügen die Behörden über nicht aus-reichend qualifiziertes Personal, das nicht in der Lage ist, angepasste Landnutzungs¬pläne zu erarbeiten. • Bauern und Bäuerinnen werden an Entscheidungen im Bereich Landnutzungs-planung nicht beteiligt. In den chinesischen Planungsabläufen ist eine Beteiligung der lokalen Nutzer/-innen nicht vorgesehen. Die einzige Möglichkeit, lokale Politik zu be-einflussen, besteht zur Zeit darin, an den Wahlen für die Dorfkomitees teilzunehmen. Aber auch durch dieses Instrument werden alte Machtstrukturen meist nicht beseitigt. Deshalb befinden sich die chinesischen Bauern und Bäuerinnen in der Situation, die für sie oft willkürlichen Anordnungen der lokalen Kader zu befolgen oder Nischen zu finden, in denen Strategien für ein besseres (Über)leben entwickelt werden können. Dazu ge¬hören z.B. die Entwicklung nicht-landwirtschaftlicher Einkommensmöglichkeiten oder auch Migration in die größeren Ballungszentren. Beides kann dazu führen, dass die Landbewirtschaftung vernachlässigt oder gar aufgegeben wird. 2. Die Vernachlässigung von indigenem Wissen in Entwicklungsansätzen Ein weiteres Problem im Bereich Ressourcenmanagement und Landnutzungsplanung ist, dass weltweit und auch in China die Konzepte vor allem naturwissenschaftlich-technische oder ideologische Grundlagen haben. Es wird davon ausgegangen, dass Planer/-innen und Wissenschaftler/-innen ein an Universitäten entwickeltes und damit überlegenes Wissen haben, und dieses Wissen an die "unwissenden" Landnutzer/-innen weitergegeben werden muss. Scheitern diese Entwicklungsansätze, liegt es an der "Unfähigkeit der Bau¬ern/Bäuerinnen", diese Methoden richtig anzuwenden. Die lokalen Wissenssysteme wer¬den bei diesen Konzepten nicht berücksichtigt, oft sogar zerstört. In China bildete sich während der kollektiven Phase (Anfang der fünfziger bis Mitte der achtziger Jahre) ein Wissenssystem heraus, dass sich weder an Naturwissenschaft und Technik noch an lokalem oder indigenem Wissen orientierte, sondern vor allem der kommunistischen Ideologie zu dienen hatte. Es wird deshalb in der Arbeit ideologisches Wissen genannt. Dazu gehört z. B. die Anordnung der chinesischen Führungsspitze während der Kulturrevolution, überall Getreide anzupflanzen, auch wenn die natürlichen Bedingungen dies eigentlich nicht zu¬ließen. Hier wurden die chinesischen Bauern und Bäuerinnen mit einem "Wissen" kon¬frontiert, dass weder auf Wissenschaft noch auf lokalem Know-how basierte. Die Misserfolge der technologisch-orientierten Ansätze, z.B. das Scheitern der Grünen Re-volution in vielen Teilen der Welt führte in den 80er Jahren zu einem Paradigmenwechsel, mit dem Konzepte aktuell wurden, die explizit das Wissen der Landnutzer/-innen in den Mittelpunkt des Planungsprozesses stellen (indigenes Wissen, lokales Wissen, Bauernwissen). Das Konzept von "Indigenous Technical Knowledge" stellt die Nützlich¬keit von lokalen Produktionstechniken heraus, während der Ansatz "Indigenous Knowledge Systems" versucht, lokales Wissen in einen Zusammenhang zu bringen, der kulturelle und institutionelle Aspekte sowie das Management von Wissen miteinbezieht. Der von Robert Chambers vertretene "Farmer First"-Ansatz vertritt die Ansicht, dass Bauernwissen allen anderen Wissenssystemen übergeordnet ist und deshalb die größte Rolle im Entwicklungsprozess spielt. Die vorliegende Arbeit folgt zwei in den letzten Jahren entwickelten Vorgehensweisen zum Umgang mit indigenem Wissen: der "Leiden Ethnosystems Perspective" und dem akteursorientierten Ansatz. Die Definition von indigenem Wissen hat dabei drei Komponenten: die historische Dimen¬sion, also Erforschung von geschichtlichen Prozessen, die zu der heutigen Situation geführt haben; die Untersuchung von Sichtweisen der beteiligten Akteure; und die Analyse, wie dieses Wissen außerhalb von wissenschaftlichen und ideologischen Institutionen entwickelt wurde. Die Akteure werden dabei differenziert in Hinblick auf ihre gesellschaftliche Stellung und die Relevanz ihres Wissens. Indigenes Wissen in dieser Arbeit beinhal¬tet deshalb das vorhandene Wissen der an der Landnutzungsplanung beteiligten Akteure sowie indigener Techniken der Landbewirtschaftung, die nicht durch offizielle Institutionen transportiert wurden und die in der Region bereits vor 1949 angewendet wurden (historische Komponente). Wichtig ist hierbei, dass das indigene Wis¬sen nicht als per se gut und nützlich eingestuft wird, wie es teilweise in den früheren Un¬tersuchungen über lokales Wissen geschah. Vielmehr wird untersucht, welche Relevanz das heute vorhandene indigene Wissen für Ressourcenmanagement und Landnutzungspla¬nung im heutigen China hat. Die historische Komponente des indigenen Wissens ist in China seit etwa zwei Jahrtausen¬den gut dokumentiert - im Gegensatz zu den meisten afrikanischen und südasiatischen Ge-sellschaften. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich viele Landnutzungstechni¬ken kaum verändert und versetzten die chinesischen Bauern und Bäuerinnen in die Lage, dem knappen Gut Boden vergleichsweise hohe Erträge abzugewinnen. In den Zeiten der kollektiven Landbewirtschaftung von 1958 bis 1978 wurde jedoch zentral verordnet, wie das Land zu nutzen sei und welche Kulturfrüchte anzubauen waren. Dies galt auch für Fälle, wo die lokalen Bedingungen diese Nutzung gar nicht zuließen. Dadurch gerieten viele der traditionellen Methoden in Vergessenheit. Mit der wirtschaftlichen Liberalisierung in den 80er Jahren erhielten die lokalen Entschei-dungsträger und Landnutzer/-innen zwar einen größeren Einfluss auf die Planung der loka¬len Ressourcen; sie setzen nun aber andere Prioritäten, wie z.B die Erschließung nicht-landwirt-schaftlicher Einkommensmöglichkeiten. Deshalb wird das im Hinblick auf Landbewirt-schaftung vorhandene indigene Wissen immer weniger angewendet. Der offizielle chinesische landwirtschaftliche Beratungsdienst setzt seit Mitte der achtziger Jahre explizit auf Konzepte, die Wissenschaft und Technik propagandieren (tuiguang = durch Druck verbreiten) und traditionelle Denkweisen verdrängen sollen. Dadurch sowie durch die oben erwähnten Rechtsunsicherheiten wird ein Prozess, bei dem das indigene Wissen immer mehr in Vergessenheit gerät, beschleunigt. 3. Die Feldforschung: Lokales Wissen in einem nordchinesischem Bergdorf Im Rahmen dieser Arbeit wurde von 1993 bis 1997 in dem Bergdorf Liudu an der Grenze zwi-schen dem administrativen Gebiet Beijings zur Provinz Hebei eine Feldforschung mit par-tizipativen Erhebungsmethoden durchgeführt, bei der untersucht werden sollte, welche Formen von indigenem Wissen vorhanden sind, welche Rolle sie für die Landnutzungspla¬nung spielen können und wer die beteiligten Akteure sind. Dabei wurden die folgenden historischen Wissensbestände gefunden, die heute noch ange-wendet werden und die für eine dörfliche Landnutzungsplanung relevant sein können: • landwirtschaftliche Techniken, die eine optimale Raumausnutzung ermöglichen, z. B. Mischkulturen und Agroforstsysteme, werden nach wie vor angewendet, • geomantische Leitlinien (feng shui) werden als Indikatoren für Landnutzungsentschei-dungen genutzt, • die Prinzipien von yin und yang werden auf landwirtschaftliche Flächen angewendet und die Nutzung entsprechend ausgerichtet, • die Dimensionen von Landverteilung entsprechend der legalistischen und konfuzianischen Auffassung von entweder Landkonzentration oder egalistischer Landvertei¬lung sind in den Denkansätzen der Entscheidungsträger nach wie vor vorhanden. Es wurden außerdem lokale Akteure identifiziert, die im Management und Transport von indigenem Wissen eine besondere Rolle spielen: • lokale Expert/-innen (xiangtu rencai) als Träger und Übermittler von traditionellem Wissen im Bereich Landbewirtschaftung. Sie ergänzen und ersetzen teilweise den staatlichen Beratungsdienst, • der Geomantikexperte (feng shui shifu). Er wurde vor der Kulturrevolution und wird nun wieder verstärkt von der Dorfbevölkerung konsultiert, um Ratschläge bei der An¬lage von neuen Wohn- und Nutzgebäuden und dem Standort von Grabanlagen zu ge¬ben, • lokale Innovator/-innen, die neue Techniken der Landbewirtschaftung entwickeln, ohne dass diese durch offizielle Beratungsdienste initiiert wurden, • lokale Institutionen, z.B. das Dorfkomitee, das von den Dorfbewohner/-innen als ihre wichtigste Institution angesehen wird. Die Institution "Dorfkomitee" wurde zwar in der kollektiven Zeit gegründet, kann nun aber relativ frei gewählt werden und fällt wich¬tige Entscheidungen im Bereich der dörflichen Landnutzungsplanung, • Bauern und Bäuerinnen, die ihren Geschlechterrollen entsprechend die Landbewirtschaftung durchführen. Alle Informanten und Informantinnen gaben an, dass sie ihr landwirt¬schaftliches Wissen zum größten Teil mit ihren Verwandten und Nachbarn austauschen und nicht durch den offiziellen Beratungsdienst erhalten. Die Erhebungen haben allerdings gezeigt, dass die historischen Wissenssysteme und ihre Träger auch nach der Auflösung des kollektiven Bewirtschaftungssystems weiterhin an Bedeutung verloren haben. Z.B. konnte beim letzten Feldaufenthalt 1997 beobachtet werden, dass Mischfruchtsysteme und die Prinzipien von yin und yang kaum noch angewendet werden. Sie wurden hauptsächlich im traditionellen Trockenfeldbau eingesetzt, und die Bearbeitung dieser Felder wird von der Dorfbevölkerung als zu mühsam und ineffektiv angesehen, weil sich einerseits die dort angebauten Produkte nicht vermarkten lassen und andererseits genügend Le¬bensmittel auf lokalen Märkten zu teilweise subventionierten Preisen gekauft werden kön¬nen. Das Interesse richtet sich deshalb nun auf nicht-landwirtschaftliche Einkommens¬möglichkeiten. Es ist deshalb schwierig einzuschätzen, inwieweit das indige¬ne Wissens zu einer nachhaltigen Landnutzung beitragen kann, da sie in den Augen der lokalen Bevölkerung immer mehr an Bedeutung verliert. Außerdem sind die Gegen¬wartsprobleme im Bereich Ressourcenmanagement so massiv, z. B. die Wasser- und Bo¬denverschmutzung durch Industrieemissionen und Agrochemikalien, dass historische An¬sätze hier keine Lösung bieten können. Es wurde jedoch festgestellt, dass Bauern und Bäuerinnen in der Lage sind, neue Landbe-wirtschaftungsstrategien zu entwickeln, wenn sie merken, dass ihre Lebensumwelt z.B. durch die Verknappung natürlicher Ressourcen unmittelbar bedroht ist und ihre bisherigen Wirtschaftsweisen keine Perspektiven mehr bieten. Dabei spielten die naturwissenschaft¬lich-technisch und ideologisch geprägten Institutionen wie z. B. der offizielle landwirt¬schaftliche Beratungsdienst oder andere staatliche Institutionen keine Rolle. Es handelt sich also um endogene Innovationen. 4. Schlussfolgerungen Es wird deshalb vorgeschlagen, dass die Definition von indigenem Wissen erweitert wird um die Komponente der Fähigkeit zu Innovationen, die Antworten auf die Gegenwartspro¬bleme beinhalten. Dabei werden die entsprechenden Lösungsansätze von den Betroffenen selbst entwickelt, die entsprechenden Planungsinstitutionen können dann aber die Fortfüh¬rung und Umsetzung der Ansätze unterstützen. Gegebenenfalls werden sie erweitert und verbessert; z. B. kann die Verbesserung trockenheitsresistenter Getreidesorten in For¬schungslaboren durchgeführt werden, wenn sie auf Experimenten der Bauern beruht und diese an der Fortführung der Entwicklung beteiligt werden. Im Bereich Landnutzungsplanung können neue Ideen der Landnutzer/-innen aufgegriffen und in einen übergeordneten Planungszusammenhang gebracht werden. Dabei bietet das Instrument der Geographischen Informationssysteme (GIS), ursprünglich ein rein techni¬sches Instrument, Möglichkeiten, die Landnutzer/-innen in den Planungsdialog miteinzu¬beziehen. Dazu wurde ein Konzept entwickelt, das eine Integration von wissenschaftlich-technischem Wissen und indigenem Wissen in der Landnutzungsplanung ermöglicht. Gegliedert in 15 Schritte wird eine Planung dargelegt, die zwei Feldaufenthalte, bei denen partizipative Methoden angewendet werden, den Dialog mit den entsprechenden Planungsbehörden, partizipative Planungsaktivitäten auf höheren Ebenen, die Einbettung der partizipativ erhobenen Informationen in ein GIS, Vorschläge für die Implementierung sowie partizipative Monitoringaktivitäten beinhaltet. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Einschätzung des spezifischen Wissens der unterschiedlichen Akteure, der Verbesse¬rung von schwachen Schnittstellen der beteiligten Institutionen und der Konzentration auf die spezifischen Probleme der Landnutzungsplanung in China.de
dc.description.abstractThe thesis analyses the need for the integration of indigenous knowledge into rural land use planning concepts, based on an example from a mountainous region in rural Northern China. The definition of indigenous knowledge comprises three components: research on the historical dimension, investigation of the present views of the people concerned with land use planning and the analysis about knowledge generation outside scientific institutions. The historical component in China is well documented with traditional cultivation techniques and ancient visions of nature. Many of these techniques remained unchanged until the beginning of the 20th century and enabled the land users to receive relatively high yields in a sustainable way. During the time of collective land management 1958-1978, however, it was centrally planned and ordered how land should be used and which crops should be cultivated following the socialist ideology and without considering local and historical perspectives. This promotion of this "ideological" knowledge with its top-down approaches has thus resulted in neglecting traditional techniques and the application of indigenous knowledge. Following the economic liberalization at the beginning of the 1980s, land users and local decision makers could then have a wider influence on the use of land resources and on how to cultivate their fields. However, in many regions in China, agricultural activities have been no longer economically viable and this leads to a non-agricultural use of land which is often not sustainable. The official agricultural extension service focuses now on modern science and technology, but still follows a top-down approach (tuiguang= push and spread). The legal situation of land tenure is still unclear so that many land users are not motivated to use sustainable and traditional methods on their land plots. In this process, indigenous knowledge has been further losing its importance. The second part of the thesis presents the views of the land users in the case study of Liudu Village, Fangshan County on the border between Beijing and Hebei Province. Using participatory appraisal methods it was revealed that some traditional techniques such as mixed cropping and agro-forestry systems are still applied; that geomantic principles (feng shui) sometimes influence land use decisions; that the principle of yin and yang are used on agricultural fields and that decision makers still follow the historical conflict of Confucian and legalist land distribution. However, these applications remain sporadic and cannot significantly contribute to solutions of modern problems i.e. water and soil pollution through massive chemical emissions. Nevertheless the findings show that local people are able to carry out their innovations outside the official scientific extension service and different from traditional techniques if their own environment is threatened. This includes breeding of larger animals which is both ecomically attractive and sustainable because the night soil can be used as manure. Especially old people have concepts on how to use land in a sustainable way. Newly generated knowledge can therefore provide answers to the present problems, if they are integrated into scientific and official approaches of land use planning and land management. In order to achieve a sustainable use of land, the ideas of the land users should be considered and put into a higher level planning context. Useful instruments for this are Geographic Information Systems (GIS). Originally purely technical, they offer a range of possibilities to integrate the views of local actors. The thesis develops a concept of 15 planning steps for participatory land use planning based on a combination of indigenous and modern knowledge.en
dc.identifier.uriurn:nbn:de:kobv:83-opus-28940
dc.identifier.urihttps://depositonce.tu-berlin.de/handle/11303/2970
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.14279/depositonce-2673
dc.languageEnglishen
dc.language.isoenen
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/en
dc.subject.ddc710 Städtebau, Raumplanung, Landschaftsgestaltungen
dc.subject.otherChinade
dc.subject.otherIndigenes Wissende
dc.subject.otherLandnutzungsplanungde
dc.subject.otherPartizipatives GISde
dc.subject.otherChinaen
dc.subject.otherIndigenous knowledgeen
dc.subject.otherLand use planningen
dc.subject.otherParticipatory GISen
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dc.title.translatedIndigenes Wissen und Landnutzungsplanung am Beispiel eines Dorfes in Nordchinade
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tub.affiliationFak. 6 Planen Bauen Umwelt::Inst. Landschaftsarchitektur und Umweltplanungde
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tub.publisher.universityorinstitutionTechnische Universität Berlinen

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