Mikrowellenkochgeräte: Von einer Militärtechnik zur Haushaltstechnik - Entwicklung, Verbreitung und gesundheitliche Diskussion um Mikrowellenkochgeräte in Japan -

dc.contributor.advisorKönig, Wolfgangen
dc.contributor.authorNagase-Reimer, Keikoen
dc.contributor.grantorTechnische Universität Berlin, Fakultät I - Geisteswissenschaftenen
dc.date.accepted2007-04-13
dc.date.accessioned2015-11-20T18:03:48Z
dc.date.available2008-05-20T12:00:00Z
dc.date.issued2008-05-20
dc.date.submitted2008-05-20
dc.description.abstractMikrowellenkochgeräte sind heute in unseren Haushalten verbreitet. Der Weg zur Verbreitung in normalen Haushalten war jedoch weder schnell noch einfach. Die Erfindung des Mikrowellenerzeugers bis hin zur Verbreitung der Mikrowellenkochgeräte erstreckte sich über einen Zeitraum von vierzig Jahren. Das Herz des Mikrowellenkochgeräts, das Mikrowellenerzeuger genannte Magnetron, wurde ursprünglich nicht für Kochgeräte erfunden, sondern für Radargeräte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Magnetron in Großbritannien erfunden, um leistungsfähige Radargeräte zu entwickeln. Durch eine entsprechend starke Förderung in Großbritannien sowie in den USA entwickelte sich die Mikrowellentechnologie rasch. Auch in Japan wurden sie im Rahmen der Waffenentwicklung gefördert, allerdings hauptsächlich mit dem Ziel, „Strahlenwaffen“ zu entwickeln, was letztlich jedoch nicht praktikabel war. Die Anwendungsart des Magnetrons änderte sich je nach politischer, ökonomischer und sozialer Konstellation einer Gesellschaft. Bald nach dem Krieg nahm der militärische Bedarf an Magnetronen in den USA rasch ab, und die Magnetronhersteller wurden gezwungen, nach anderen Anwendungsmöglichkeiten des Magnetrons zu suchen. Die Firma Raytheon, ein großer Magnetronhersteller in den USA, gestaltete das Magnetron zu Kochzwecken um und baute damit das erste Mikrowellenkochgerät. Jedoch verlor die Firma bald nach dem Ausbruch des Koreakriegs im Jahr 1950 ihr Interesse am Bau dieses Geräts, da die Nachfrage nach Magnetronen durch das Militär wieder rasch anstieg. Die Mikrowellenkochgeräte dieser Zeit waren überdimensioniert und kostspielig, deshalb beschränkte sich der Verkauf dieser Kochgeräte meistens auf gastronomische Einrichtungen. Erst Mitte der 1960er Jahre wurde das Interesse für Mikrowellenkochgeräte in den USA wieder erweckt, als das amerikanische Verteidigungsministerium die Anschaffung von Mikrowellenröhren reduzierte. Zu diesem Zeitpunkt gelang es einem japanischen Mikrowellenröhrenhersteller, ein kleines und preiswertes Magnetron zu entwickeln. Daraufhin begannen japanische Elektrogerätehersteller mit der Produktion von kompakten und preiswerteren Mikrowellenkochgeräten. Anschließend produzierten auch amerikanische Hersteller diese Kochgeräte. Durch intensive Verkaufskampagnen begannen sich diese kompakten Kochgeräte im üblichen Haushalt zu verbreiten - zuerst in Japan sowie in den USA und später in anderen Ländern. Seitdem veränderten sich zwar die Funktionen und Gestaltungen der Mikrowellenkochgeräte je nach Nachfrage, die den jeweiligen Lebensstil der Verbraucher reflektiert, und nach – zur Verfügung stehender - Technologie. Aber die Grundstruktur des Magnetrons blieb unverändert. Ebenso spielte das Bewusstsein der Verbraucher über das Risiko der Mikrowelle auf ihre Gesundheit eine maßgebliche Rolle bei der Gestaltung der Mikrowellenkochgeräte. Nachdem in den USA und anschließend auch in Japan im Jahr 1970 festgestellt worden war, dass aus manchen Mikrowellenkochgeräten Mikrowellen austraten, stieg die Besorgnis und Befürchtung der Verbraucher über mögliche negative Einflüsse der Mikrowelle auf ihre Gesundheit. Folglich nahm der Verkauf des Mikrowellenkochgeräts drastisch ab. Als Maßnahme gegen „Leckstrahlung“ führten die amerikanischen sowie japanischen Behörden innerhalb kürzester Zeit einen rechtlichen Standard zur Leckstrahlung ein. Die Hersteller brachten innerhalb weniger Monate entsprechend sicherere Geräte auf den Markt. Durch diese schnelle Reaktion und durchgeführte Verkaufskampagnen gewannen die Hersteller allmählich das Vertrauen der Verbraucher wieder, und die Verbreitung der Geräte stieg wieder an. Die rasche Einführung des rechtlichen Standards in Japan zielte jedoch in erster Linie auf die Erhöhung des Exports von Mikrowellenkochgeräten in die USA als auf den Gesundheitsschutz der Verbraucher. Denn Geräte, die diesem Standard genügten, konnten problemlos in die USA exportiert werden. Die vorliegende Studie zeigt an dem Beispiel der Geschichte der Mikrowellenkochgeräte in Japan erstens, dass der Entwicklungsprozess der dazu notwendigen Technologie sowie deren Anwendungsart nicht allein durch die verfügbare Technologie der damaligen Zeit bestimmt wurde, sondern durch eine Vielzahl von Interaktionen zwischen verschiedenen Akteuren, namentlich Verbrauchern, Magnetronherstellern, Herstellern von Mikrowellenkochgeräten, Behörden, Medien, Militär, Politik, Medizinern und nicht zuletzt der Lebensmittelindustrie. Zweitens widerlegt die Studie am Beispiel des Mikrowellenkochgeräts die oft geäußerte Behauptung, dass japanische Hersteller westliche Produkte nur nachgeahmt hätten bzw. nur noch kompakter gebaut und anschließend zu Schleuderpreisen verkauft hätten. Drittens analysiert die Studie, wie Verbraucher mit dem Risiko einer neuen Technologie, nämlich die der Mikrowelle, umgegangen sind, und wie der Entwicklungsprozess dieser Technologie durch die zeitgleich geführten gesundheitlichen Diskussionen beeinflusst wurde.de
dc.description.abstractToday the microwave oven is a popular kitchen ware. However, the way to make that oven popular until today, was neither short nor easy. It took over forty years from the invention of the microwave generator which is integrated in ovens until microwave ovens became widespread in normal households. The heart of any microwave oven, a microwave generator called magnetron, was originally invented not for the use in a kitchen, but for the use in a war. During the World War II a magnetron was invented in the United Kingdom in order to develop a new radar system with higher performance. For this purpose the research and development of magnetron was strongly promoted in the United Kingdom as well as in the USA, and correspondingly the microwave technology developed quickly. Also in Japan the research and development of magnetrons was promoted during the war, but mainly for the development of the so called “death ray” which turned out to be unpractical. The application of magnetrons was changed by the political, economical and social constellations of a society. As soon as World War II ended the demand for magnetrons for military purposes decreased dramatically in the USA, and therefore the magnetron makers were forced to search for alternative applications of the magnetron. A big magnetron producer in the USA called Raytheon adapted the magnetron to use it as a heater and actually built the first microwave oven with it. However Raytheon soon lost its interest to produce this kitchen ware, because the demands for radar devices, i.e. microwave tubes like magnetron, again increased since the outbreak of the Korean War in 1950. The interest to build microwave ovens rose again fifteen years later when the Department of Defence in the USA decided to cut its budget for procurement of microwave tubes. The microwave ovens during this time were so big and so expensive that most of purchasers were limited to restaurants owners. As U.S. American microwave tube makers again started to be interested in microwave ovens in the middle of 1960s, a Japanese microwave tube maker just succeeded in developing a small and inexpensive magnetron for microwave ovens. With this new magnetron Japanese producers of household appliances started to produce compact microwave ovens at a lower price. Other producers of household appliances in the USA followed Japanese producers and produced similar ovens. Through sales campaigns microwave ovens started to spread in usual households first in Japan as well as in the USA and later in other countries. Since then the functions and forms of microwave ovens frequently changed depending on the needs of consumers reflecting their life styles, as well as depending on technologies available at that time. However, the basic structure of magnetron was since then unchanged. The awareness of the consumers about the risk of microwaves to their health also contributed to the changes of microwave ovens. As soon as the media reported in Japan as well as in the USA in 1970 that microwaves “leak” out of some microwave ovens during using them, the concerns of consumers about possible negative influences of microwaves on their health rose quickly. Consequently sales of microwave ovens radically went down. As a measure against microwave leakage, the U.S. American as well as the Japanese government introduced regulations on microwave leakage within a very short time. The producers of microwave ovens reacted quickly to this regulation and began with the production of new safer microwave ovens within a few months. Through this quick reaction and new sale campaigns the producers of such appliances could regain the trust of the consumers. The main purpose of the quick introduction of regulation on microwave leakage in Japan, however, was primarily to promote the export of microwave ovens to the USA rather than to protect the health of consumers. With the example of the history of microwave ovens in Japan this study shows firstly that the development process and the way of application of technology are decided not only by the technical availability at each time, but mainly by the interactions between different actors, namely consumers, magnetron producers, producers of microwave ovens, government, media, military, politics, medical doctors and last not least the food industry. Secondly, this study rebuts the popular assertion that Japanese producers were not creative, only imitated western products, made them simply smaller, and sold them at extremely low prices. Thirdly this study analyses how the consumer dealt with the unknown risk of a new technology, in this case the microwave technology, and how the development process of this technology was accompanied by the discussion about health.en
dc.identifier.uriurn:nbn:de:kobv:83-opus-18309
dc.identifier.urihttps://depositonce.tu-berlin.de/handle/11303/2152
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.14279/depositonce-1855
dc.languageGermanen
dc.language.isodeen
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/en
dc.subject.ddc900 Geschichte und Geografieen
dc.subject.otherGeschichtede
dc.subject.otherJapande
dc.subject.otherKüchengerätde
dc.subject.otherMikrowellede
dc.subject.otherTechnikde
dc.subject.otherHistoryen
dc.subject.otherJapanen
dc.subject.otherMicrowaveen
dc.subject.otherTechnologyen
dc.titleMikrowellenkochgeräte: Von einer Militärtechnik zur Haushaltstechnik - Entwicklung, Verbreitung und gesundheitliche Diskussion um Mikrowellenkochgeräte in Japan -de
dc.title.translatedMicrowave oven: from military use to kitchen ware - Development of microwave ovens in Japan and the discussion about its effects on health -en
dc.typeDoctoral Thesisen
dc.type.versionpublishedVersionen
tub.accessrights.dnbfree*
tub.affiliationFak. 1 Geistes- und Bildungswissenschaften::Inst. Philosophie-, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichtede
tub.affiliation.facultyFak. 1 Geistes- und Bildungswissenschaftende
tub.affiliation.instituteInst. Philosophie-, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichtede
tub.identifier.opus31830
tub.identifier.opus41773
tub.publisher.universityorinstitutionTechnische Universität Berlinen

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