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Ökonomischer Kompetenzerwerb von Kindern oder wie arbeitende Kinder mit Geld umgehen
eine empirisch-qualitative Studie zum Erwerb ökonomischer Kompetenzen mit arbeitenden Kindern in Deutschland
Gering, Anja
Der Ausgangspunkt der Doktorarbeit liegt in einem DFG-geförderten Forschungsprojekt an der TU Berlin von 2002-2004. Dort wurde eine umfangreiche qualitative Studie durchgeführt, in der die Fragen zum Monetären jedoch nur als ein Teil bearbeitet wurden. Nach meinem Empfinden sollte dies aber mehr Gewicht bekommen, deshalb habe ich das Thema in meiner Arbeit vertiefend und ebenfalls qualitativ (orientiert an Glaser und Strauss) betrachtet. Damals wie heute werden die Themen „Kinder und Arbeit“ sowie „Kinder und Geld“ immer noch marginalisiert im deutschen Raum behandelt. Deshalb sind die Ergebnisse meiner Studie auch heute noch aktuell und liefern neue Erkenntnisse und Ergänzungen zu bisherigen Diskursen.
Die Kinder dieser Studie haben Arbeitserfahrungen sammeln können und haben daraus Verantwortung gelernt, Anerkennung von Erwachsenen erhalten und ein monetäres Entgelt für ihre Leistung. Dabei hat die Sicht der Kinder gezeigt, dass Diversitäten wie „Kinderarbeit ist verboten – aber Geld verdienen erlaubt“ ausgeräumt werden müssen. Bestehende Konstruktdefinitionen von „Kinderarbeit“ müssen überarbeitet werden, so dass Kinder ihre Tätigkeit nicht länger als Hobby oder Freundschaftsdienst bezeichnen müssen, sondern legal ausüben können. Denn die Kinder sprechen von nützlichen Dingen, die sie sich durch oder bei der Arbeit angeeignet haben. Durch die Einbeziehung aller Einkommensquellen in die Analyse, konnten wichtige Erweiterungen in den wissenschaftlichen Diskursen eingebracht werden. Es wurde festgestellt, dass selbst verdientes Geld dabei die ökonomische Entwicklung explizit gefördert hat, wenn den Kindern Geld zur Verfügung stand und sie selbst agieren konnten. Dabei durchliefen sie in ihrer ökonomischen Entwicklung mehrere strategische Denk- und Lernprozesse, die ihren Umgang mit Geld beeinflusst haben. Um eine Balance zwischen dem Sparen und Ausgeben herzustellen, mussten die Kinder Informationen und Strategien erlangen, um (selbst-) reflektiert, kritisch und selbstbewusst finanzielle Belange meistern zu können. Das eigene, aktive Handeln stand im Vordergrund. Das subjektive Empfinden von Kindern bezogen auf die Mitbestimmung in der Familie, der Erziehungsstil der Eltern und die intervenierenden Bedingungen waren mitentscheidend für die Weiterentwicklung der jugendtypischen Entwicklung vor allem in ökonomischer Hinsicht. Ökonomische Kompetenzentwicklung im hier entwickelten Sinne ist also ein Produkt der Lebensumstände und muss konzeptuell sowohl das Individuum als auch seine Umgebung berücksichtigen. Deswegen sollte auf der einen Seite offen im Elternhaus über Finanzen gesprochen werden und auf der anderen Seite sollten soziale, ökonomische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen bezogen auf die Thematik genauer in den Blick genommen und auch interdisziplinär betrachtet werden.
Ökonomisches Wissen und deren Kompetenzerwerb ist somit schon für Kinder im Grundschulalter wichtig. Diese Arbeit bestätigt mithin, dass eine pauschale altersabhängige Einstufung obsolet geworden ist. Vielmehr sollte im Allgemeinen auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten eines Menschen und damit auf inhaltliche Abstufungen in Abhängigkeit von kognitiven Entwicklungsschritten geachtet werden. Im Speziellen sollten eigene Entscheidungen von Kindern gleichwertig betrachtet werden, damit sie sich in fördernder Weise ökonomisch entwickeln und entsprechende Kompetenzen erwerben können.
The starting point of the doctoral thesis lies in a DFG-funded research project at the TU Berlin from 2002-2004. An extensive qualitative study was carried out there, in which the questions about the monetary were only dealt with as a part. In my opinion, however, this should be given more weight, which is why I examined the topic in more detail in my work and also qualitatively (based on Glaser and Strauss). Then as now, the topics of “children and work” and “children and money” are still treated in a marginalized way in Germany. That is why the results of my study are still up-to-date today, provide new insights and additions to previous discourses.
The children in this study were able to gain work experience and have learned responsibility from it, received recognition from adults and monetary remuneration for their work. The children's perspective has shown that diversities such as “Child labor is prohibited - but earning money is allowed” must be eliminated. Existing construct definitions of “child labor” must be revised so that children no longer have to describe their work as a hobby or friendship, but can do it legally. Because the children speak of useful things that they have acquired through or at work. By including all sources of income in the analysis, it was possible to introduce important extensions to the scientific discourse. It was found that self-earned money explicitly promoted economic development if the children had money and were able to act themselves. In their economic development, they went through several strategic thinking and learning processes that influenced their handling of money. In order to strike a balance between saving and spending, the children had to acquire information and strategies in order to be able to (self-) reflect, critically and confidently master financial issues. The focus was on one's own active action. The subjective perception of children with regard to participation in the family, the parenting style of the parents and the intervening conditions were decisive for the further development of the typical youth development, especially from an economic point of view. Economic competence development in the sense developed here is therefore a product of the living conditions and must conceptually take into account both the individual and his environment. That is why, on the one hand, finances should be discussed openly in the parents' home and, on the other hand, social, economic and societal framework conditions related to the topic should be examined more closely and viewed in an interdisciplinary manner.
Economic knowledge and the acquisition of skills is therefore important even for children of primary school age. This work therefore confirms that a general age-dependent classification has become obsolete. Rather, in general, attention should be paid to the capabilities and possibilities of a person and thus to the gradations of content depending on cognitive development steps. In particular, the children's own decisions should be considered equally so that they can develop economically in a supportive manner and acquire appropriate skills.