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Musizieren im Tonstudio: zur Soziologie von Musik, Raum und Technik in der Musikaufzeichnung

Waldecker, David

Die Dissertation untersucht, wie die Musikaufzeichnung im Tonstudio räumlich und technisch vermittelt durch Musizierende, Toningenieur_innen und Produzierende vollzogen wird. Dabei bezieht sie sich auf die neuere, praxistheoretisch informierte Musiksoziologie (DeNora, Hennion), auf jene Theodor W. Adornos und auf eigene Ethnographien von Jazz- und Punk/Hardcore-Aufnahmen. Ziel der Arbeit ist es dabei, das Musikaufnehmen als bestimmte Form musikalischer Praxis und als Teil des Musizierens in der Moderne mit seinen eigenen Logiken und Herausforderungen zu beschreiben. Theoretisch beschäftigt sich die Arbeit mit einer Rekonstruktion der Adorno’schen Soziologie in Hinblick auf ihren Technik-, Raum- und Musikbegriff. Methodologisch vermittelt die Arbeit Adornos Negative Dialektik und ethnographischen Methoden anhand der Begriffe der Erfahrung und des Antimethodologismus. Neben einem Exkurs zur Geschichte des Tonstudios beschreibt die Arbeit auch das Musizieren in den Proben für die Aufnahmen sowie das Vorgehen bei der Abmischung, um so ein umfassendes und kontrastives Bild der verschiedenen Musizierformen in der Musikproduktion zu zeichnen. Im Fazit wird das Studios als Produktivkraft, als Musikinstrument und als Labor diskutiert. Die Arbeit verwendet somit Elemente aus der auf Praktiken fokussierenden Wissenschafts- und Technikforschung sowie den Sound Studies einerseits, eine musikspezifische Kritische Theorie andererseits, um die räumliche, technische und mediale Vermittlung der Musikproduktion im Tonstudio zu beschreiben. Zugleich weist sie damit auf die Fruchtbarkeit Adornos für eine Erforschung des zeitgenössischen medial vermittelten Musizierens hin.
This dissertation examines how the recording of music is achieved by musicians, engineers and producers while being mediated by space and technology in the recording studio. This analysis employs current music sociology in a praxeological vein (DeNora, Hennion), Theodor W. Adorno’s music sociology, and ethnographies of jazz and punk/hardcore recording sessions to depict the recording of music as a distinct form of musical practice – and a specifically modern one at that – with its own logic and practical problems. On a theoretical level, Adorno’s sociology is discussed in terms of its understanding of the constellation of technology, space and music. Methodologically, the analysis relates Adorno’s concept of Negative Dialectics to ethnographic methods in highlighting their common notions of experience and anti-methodology. The dissertation encompasses a brief history of the recording studio and describes the practices at rehearsals, concerts and mixing sessions so as to paint an encompassing picture of music making practices in music production. The final section discusses the recording studio as a means of production, as a musical instrument and as a laboratory. This text combines ideas from Science and Technology Studies, Sound Studies, and a Critical Theory of music to analyze music making in the recording studio in its spatial, technical and medial relationality. Simultaneously, it argues for an Adornian analysis of contemporary musical practices and its media.