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Risiken der Kapitalanlage aus Sicht der Privatanleger

Sachse, Katharina

Am Finanzmarkt wird in der Regel davon ausgegangen, dass Anlagerisiken quantifizierbar sind, z.B. als Beta oder Volatilität. Empirische Untersuchungen zeigen, dass das Risikourteil von Privatanlegern nicht nur auf quantitativen Merkmalen beruht. In dieser Arbeit wird untersucht, durch welche Aspekte das durch Finanzlaien wahrgenommene Anlagerisiko gekennzeichnet ist. In Studie 1 wurden 98 Probanden (Pbn) verschiedene Anlageformen vorgelegt, die sie hinsichtlich des mit ihnen verbundenen Risikos und weiterer qualitativer und quantitativer Merkmale, die sich in anderen Studien als relevant erwiesen hatten, auf fünfstufigen Ratingskalen beurteilten. Eine Regressionsanalyse erwies die Merkmale Sorge, Neuheit, Volatilität und Vorhersagbarkeit als erklärungsstärkste Prädiktoren des Risikourteils. In Studie 2 wurde mit einer internetbasierten Befragung (171 Pbn, methodisch wie in Studie 1) überprüft, ob Merkmale wie Geschlecht, Alter, Wissen und Erfahrung die Beurteilung der Risiken beeinflussen. Weder für die demografischen Merkmale noch für das Finanzwissen (erfasst über einen Wissenstest) und die Anlageerfahrung konnten Effekte auf das Risikourteil nachgewiesen werden. Außerdem wurde analysiert, ob sich die Anlageformen (z.B. Aktien, Rentenfonds, Sparbuch) hinsichtlich der Wahrnehmung ihrer Risiken unterscheiden. Eine Clusteranalyse erlaubte, die Anlageformen aufgrund ihrer Risikocharakteristika in drei Gruppen zu klassifizieren: risikoreiche Anlageformen mit hoher Liquidität, mittelmäßig riskante Anlageformen mit eingeschränkter Liquidität und risikoarme Anlageformen. Regressionsanalysen zeigten, dass bei den risikoreichen Anlageformen die Volatilität, bei den mittelmäßig riskanten Anlageformen die Sorge und bei den risikoarmen Anlageformen die Totalverlustwahrscheinlichkeit der erklärungsstärkste Prädiktor des Risikourteils ist. In zwei weiteren Studien wurde die Rolle spezifischer Merkmale spekulativer Anlageformen analysiert. In Studie 3 konnten 351 Pbn hypothetisch in einen Aktienfonds investieren, der in unterschiedlichem Ausmaß mit Ambiguität verbunden war, indem er entweder in inländische oder ausländische Aktien investierte bzw. in Aktien von Branchen, die entweder als sehr bekannt (Medien) oder sehr unbekannt (Maschinenbau) erlebt werden. Es zeigte sich erwartungsgemäß, dass inländische Produkte gegenüber ausländischen bei der Investition bevorzugt werden. Das Risikourteil unterschied sich jedoch nicht in Abhängigkeit vom Investitionsland. Hinsichtlich verschiedener Branchen konnte kein Effekt der mit ihnen verbundenen Ambiguität auf die Investitionsbereitschaft nachgewiesen werden. Überraschenderweise hielten Pbn das Risiko des Fonds, der in eine ambigue Branche investiert, für geringer als das Risiko des Fonds, der in eine gut bekannte Branche investiert. In Studie 4 konnten 131 Pbn hypothetisch in Fonds investieren, deren Branchen sich hinsichtlich ihres Images unterschieden. Ein Teil der Branchen war dabei mit besonders negativem Image verbunden (z.B. Rüstung), ein anderer Teil mit sehr positivem Image (z.B. Software). Einflüsse des Images auf das Risikourteil konnten nicht nachgewiesen werden. Zwischen der Investitionsbereitschaft und dem Branchenimage konnte jedoch ein Zusammenhang gezeigt werden: Pbn investierten umso mehr, je positiver das Image einer Branche war. In einer Regressionsanalyse erwies sich das Image als besserer Prädiktor für die Investitionsbereitschaft als die Risiko- und Renditemerkmale. Aus den Befunden wurden Empfehlungen für die Praxis der Anlageberatung abgeleitet. Diese sollen dazu beitragen, die Perspektive der Privatanleger bei der Risikoaufklärung verstärkt zu berücksichtigen und damit die gesetzliche Forderung nach einer anlegergerechten Beratung zu erfüllen.
In financial markets, it is normally assumed that investment risk is quantifiable, e.g. as Beta or volatility. Empirical investigations have shown that the risk judgements of private investors are not only based on quantitative criteria. The aim of this research is to identify those aspects which determine laypeople´s perception of investment risk. In study 1, different investment forms were presented to 98 subjects (Ss). The risk along with other quantitative and qualitative features, which proved important in past studies, was rated on scales ranging from 1 to 5. A regression analysis showed the attributes worry, novelty, volatility and predictability as best predictors for explaining risk judgement. In study 2, the influence of features such as gender, age, knowledge and experience on judging risk was tested by an online survey (171 Ss, method equivalent to Study 1). Demographic features, financial knowledge (measured by a knowledge test) and investment experience did not affect risk judgement. It was then analyzed whether the type of investment (e.g. stocks, bond funds, savings) differ with regard to their perceived risks. A classification on the basis of risk characteristics via cluster analysis revealed three groups: high-risk investment forms with high liquidity, moderate risk investment forms with limited liquidity and low-risk investment forms. Regression analysis showed that risk judgement is best predicted by volatility for high-risk investment forms, by worry for moderate-risk investment forms and by probability of total loss for low-risk investment forms. In two further studies, the role of specific features of speculative investment forms was analyzed. In study 3, 351 Ss had to invest hypothetically in an equity fund which had varying degrees of ambiguity. Either it invested in domestic or foreign stocks in one case or in stocks of different industry groups perceived as well known (media) or unknown (machine construction) in the other case. As expected, investments in domestic funds were favoured compared to investments in foreign funds. Risk judgements did not differ depending on investment state. No effects of differences in ambiguity on the willingness to invest could be detected with regard to industry groups. Surprisingly, the risk of the fund investing in an ambiguous industry group was rated lower than the risk of the fund investing in a familiar industry group. In study 4, 131 Ss could invest hypothetically in equity funds investing in various industry groups differing with respect to image. Some of the industry groups had an extreme negative image (e.g. defence industry), others an extreme positive image (e.g. software industry). Effects of image on risk judgements could not be proven. However, a significant correlation between image and willingness to invest was detected: the more positive the image the more money Ss invested. In a regression analysis, image turned out to be a better predictor for willingness to invest than risk- and return-features. The results of these studies were used to make recommendations to investment consultants. The perspective of private investors should be considered more when educating about investment risk thereby fulfilling the legal obligation to properly inform investors as stated by German Securities Trading Act.