Berliner Presse und Französische Revolution

dc.contributor.advisorHunecke, Volkeren
dc.contributor.authorSchumann, Axelen
dc.contributor.grantorTechnische Universität Berlin, Fakultät I - Geisteswissenschaftenen
dc.date.accepted2001-03-23
dc.date.accessioned2015-11-20T14:53:29Z
dc.date.available2001-03-28T12:00:00Z
dc.date.issued2001-03-28
dc.date.submitted2001-03-28
dc.description.abstractDas Spektrum der Meinungen unter preußischer Zensur 1789-1806 <p>Vom furiosen Beginn der Französischen Revolution, dem Sturm auf die Bastille, erfuhr der Berliner Zeitungsleser am 28. Juli 1789, zwei Wochen nach den Pariser Ereignissen, durch die beiden Zeitungen der preußischen Haupt- und Residenzstadt. Mit dieser Nachricht war beim Lesepublikum ein Interesse geweckt, das den folgenden Jahren nicht abebbte und alle übrigen Nachrichteninhalte zunehmend in den Hintergrund drängte. Dieses Interesse kommt auch in der Behandlung des Themas in den Zeitschriften zum Ausdruck, vor allem auch in den zu beobachtenden Neubegründungen historisch-politischer Zeitschriften mit Schwerpunkt bei der Frankreichthematik.</p> <P>Während im Jahr 1789 die ultimative Katastrophe der französischen Monarchie ihren Lauf nahm, befand sich die preußische Monarchie in einer Umbruchphase nach dem 1786 erfolgten Thronwechsel. Der von Seiten der preußischen und Berliner Aufklärer schon lange befürchtete innenpolitische Umschwung und der Bruch mit dem aufgeklärten Absolutismus Friedrichs manifestierte sich in zwei berüchtigten königlichen Erlassen des Jahres 1788: dem Wöllnerschen Religionsedikt und dem Zensuredikt auf den ersten Blick eine denkbar schlechte Grundlage für die freimütige publizistische Erörterung brisanter politischer Themen. Somit wurde die Französische Revolution zum markanten Prüfstein für das Maß der Pressefreiheit in Preußen.</p> <P>Die für die Berliner Zeitungen und Zeitschriften zuständige Zensurbehörde war gemäß Zensuredikt das "Kabinettsministerium" genannte Departement der Auswärtigen Affairen [= Außenministerium], das die beiden Zeitungen Berlins und die Zeitschriften vor der Drucklegung revidierte. Unter den Berliner Periodika befanden sich im behandelten Zeitraum acht im engeren Sinne als historisch-politische Zeitschriften zu bezeichnende Journale, welche die Französische Revolution als herausragendes oder sogar ausschließliches Thema behandelten. Von diesen lassen sich vier als "prorevolutionär" und vier als "antirevolutionär" im Hinblick auf ihre Stellungnahme zur Französischen Revolution charakterisieren. Daneben ist vor allem die Behandlung des Themas in <I>dem</i> Forum der Berliner Spätaufklärung schlechthin, der <I>Berlinischen Monatsschrift</i>, von Interesse. </p> <P>Für die Zeitungen läßt sich festhalten, daß sie über Jahre in erstaunlicher Breite über alle Haupt- und Nebenumstände der Revolution berichteten, alle wichtigen Revolutionsdokumente wie die Menschenrechtserklärung und die Revolutionsverfassungen mitteilten und auch die radikalsten Meinungsäußerungen französischer Revolutionäre ohne erkennbare Zurückhaltung wiedergaben von einer gerade den Berliner Zeitungen oftmals unterstellten völlig unpolitischen Nachrichtenvermittlung kann dabei keine Rede sein. Vielmehr zeichnete sich besonders die Haude- und Spenersche Zeitung zumindest bis 1794 durch eine auffallend revolutionsfreundliche, oft antiklerikale und antiaristokratische Anteilnahme an den Pariser Ereignissen aus.</p> <P>Während die <I>Berlinische Monatsschrift</i> sich der Frankreichthematik aus taktischen Erwägungen heraus hauptsächlich auf einer abstrakten und theoretischen Ebene annahm, um von ihr beförderte Reformvorhaben (ALR) nicht zu gefährden, bezogen jeweils vier Berliner Journale klar Position gegen bzw. für die Revolution in Frankreich. Das Meinungsspektrum, das diese Zeitschriften abdeckten, reichte von der uneingeschränkten Verteidigung des französischen Ancien Régime über die Rechtfertigung der ursprünglichen Revolution von 1789 bis hin zur Verteidigung auch der radikalen Revolutionsphase unter dem Eindruck von Invasion und Bürgerkrieg. Die Vielfalt der Meinungen kann sich daher durchaus messen mit der für ihre vielfältige Presselandschaft bekannten Hansestadt Hamburg. Allerdings war Berlin weder Verlagsort solcher antirevolutionären Zeitschriften wie der aggressiven <I>Eudämonia</i> oder des <I>Revolutions-Almanachs</i>, noch und das versteht sich eigentlich von selbst erschienen jakobinische Journale wie die G. F. Rebmanns in Berlin.</p> <P>Aus den im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz überlieferten Zensurakten der zentralen preußischen Behörden gewinnt man das Bild einer Zensur, deren Wirksamkeit durch verschiedene Faktoren eingeschränkt blieb: Nachdem schon früh die Entscheidung gefallen war, die Mitteilung und öffentliche Erörterung der Revolutionsthematik in Preußen nicht prinzipiell zu unterbinden, blieb unter Friedrich Wilhelm II. ein Hauptaugenmerk der Zensur gleichwohl auf religiöse Schriften gerichtet. Als ein gängiges Muster erweist sich die Befürchtung der Obrigkeit, das Verbot einer Schrift werde mehr Aufsehen erregen als deren weiteres Erscheinen. Schwerer als innenpolitische Erwägungen wog die nicht unbegründete Furcht der Regierung, bestimmte Aussagen in preußischen, unter Zensur stehenden Zeitschriften und insbesondere den Zeitungen könnten auswärts als direkte oder indirekte Meinungsäußerungen der preußischen Regierung gewertet werden. Insofern läßt sich eine etwaige "Revolutionsfurcht" der preußischen Regierung nicht nachvollziehen; vielmehr kann man in Anlehnung an Horst Möller auch bei der Handhabung der Zensur von einem "Primat der Außenpolitik" sprechen. Daneben waren Kompetenzstreitigkeiten der preußischen Behörden einer stringenten Handhabung der Zensur abträglich. Zusammenfassend kann man die Zensurpraxis des Ministeriums in Bezug auf die Erörterung der Französischen Revolution eher als Laisser-faire charakterisieren denn als Aspekt einer kohärenten, antirevolutionären Politik.</p>de
dc.identifier.uriurn:nbn:de:kobv:83-opus-3181
dc.identifier.urihttps://depositonce.tu-berlin.de/handle/11303/713
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.14279/depositonce-416
dc.languageGermanen
dc.language.isodeen
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/en
dc.subject.ddc900 Geschichte und Geografieen
dc.subject.otherBerlin Französische Revolution Zeitungen Zeitschriften Zensur Preussen Zensurediktde
dc.titleBerliner Presse und Französische Revolutionde
dc.title.subtitleDas Spektrum der Meinungen unter preußischer Zensur 1789-1806de
dc.title.translatedThe Press in Berlin and the French Revolutionen
dc.typeDoctoral Thesisen
dc.type.versionpublishedVersionen
tub.accessrights.dnbfree*
tub.affiliationFak. 1 Geistes- und Bildungswissenschaftende
tub.affiliation.facultyFak. 1 Geistes- und Bildungswissenschaftende
tub.identifier.opus3318
tub.identifier.opus4323
tub.publisher.universityorinstitutionTechnische Universität Berlinen

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