Arbeitswissenschaftliche Untersuchung eines Assistenzsystems in der stationären Pflege: Auswirkungen einer personalisierten Musikintervention auf Menschen mit Demenz und deren Pflegekräfte
| dc.contributor.author | Ibenthal, Elisabeth | |
| dc.contributor.grantor | Technische Universität Berlin | en |
| dc.contributor.referee | Feufel, Markus | |
| dc.contributor.referee | Backhaus, Claus | |
| dc.date.accepted | 2022-08-17 | |
| dc.date.accessioned | 2022-09-14T07:12:17Z | |
| dc.date.available | 2022-09-14T07:12:17Z | |
| dc.date.issued | 2022 | |
| dc.description.abstract | Die Arbeits- und Pflegesituation in der stationären Demenzpflege ist für Pflegekräfte und Menschen mit Demenz unzureichend. Eine Ursache hierfür ist die Arbeitsverdichtung, die aus dem Mangel an Pflegekräften und der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen mit Demenz resultiert. Sie führt zu einer erhöhten psychischen und physischen Belastung der Pflegekräfte und einer reduzierten Pflegequalität. Zusätzlich belasten die Störungen des Verhaltens und der Psyche von Menschen mit Demenz, wie z. B. Aggressionen, die Pflegekräfte (engl. behavioral and psychological symptoms of dementia, BPSD), da sie die Interaktion mit den Betroffenen erschweren. Für Menschen mit Demenz gehen die BPSD mit einer reduzierten Lebensqualität einher. Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Arbeits- und Pflegesituation bieten Assistenzsysteme, mit denen Menschen mit Demenz ihre Lieblingsmusik hören können. Diese sog. personalisierten Musikinterventionen können die BPSD sowie die psychische Belastung pflegender Angehöriger reduzieren. In der stationären Demenzpflege haben sich bisherige Assistenzsysteme nicht etabliert. Eine Ursache hierfür ist die mangelnde Berücksichtigung des Nutzungskontexts bei der Entwicklung und Validierung der Assistenzsysteme. Aus diesem Grund wurde in Vorarbeiten ein personalisiertes Musiksystem für Menschen mit Demenz entwickelt. Das Bedienelement zum Starten und Beenden der Musikwiedergabe wurde gemeinsam mit Menschen mit Demenz gestaltet, wodurch die Musiksysteme eine hohe Gebrauchstauglichkeit für Betroffene aufweisen. Forschungsgegenstand der vorliegenden Dissertation war nun die arbeitssystemische Gestaltung der stationären Demenzpflege mit den personalisierten Musiksystemen. Ziel war die Beurteilung, inwiefern sich die Musiksysteme zur Verbesserung der Arbeits- und Pflegesituation in der stationären Demenzpflege eignen. Hierfür wurde die stationäre Demenzpflege als Patient-Arzt-Maschine-System betrachtet (PAMS). Die Interaktionen zwischen den Menschen mit Demenz (P), den Pflegekräften (A) und den Musiksystemen (M) wurden exemplarisch in einer stationären Demenzpflegeeinrichtung untersucht und in vier Publikationen veröffentlicht. In der ersten Publikation wurden die Arbeitsprozesse von Pflegekräften in der stationären Demenzpflege vor der Einführung der Musiksysteme untersucht. Hier führten Pflegekräfte bis zu 200 Tätigkeiten pro Stunde durch, wobei die Pflege mit 61 % einen Hauptbestandteil der Arbeitsaufgaben einnahm. Eine soziale Betreuung der Menschen mit Demenz erfolgte nur gelegentlich. Besonders mangelte es an privaten Gesprächen in der (PA-) Interaktion zwischen Pflegekräften und Menschen mit Demenz. In der zweiten Publikation wurden die Auswirkungen der Musiksysteme auf die BPSD der Menschen mit Demenz erforscht (PM-Interaktion). Hier zeigte sich eine Reduktion der Schlafstörungen und Wahnvorstellungen der Menschen mit Demenz. Das Symptom Apathie nahm tendenziell zu und erhöhte die Belastung der Pflegekräfte in der PA-Interaktion. Die dritte Publikation beinhaltet die Untersuchung der AM-Interaktion: die Nutzung der Musiksysteme durch die Pflegekräfte sowie die Auswirkungen der Musiksysteme auf deren psychische Belastung und Beanspruchung. Dabei wurde eine 1- bis 2malige Nutzung der Musiksysteme pro Tag erfasst. Es wird vermutet, dass Pflegekräfte die Musiksysteme hauptsächlich nach Bedarf und als Ergebnis einer Aufwand-Nutzen-Abwägung eingesetzt haben. Zu den Auswirkungen der Musiksysteme zählen eine reduzierte Arbeitsmotivation der Pflegekräfte sowie Verbesserungen ihrer Ermüdung und Aversionen. Zusätzlich meldeten die Pflegekräfte einen Rückgang herausfordernder Situationen mit Menschen mit Demenz (PA-Interaktion). Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Berufserfahrung der Pflegekräfte und ihrer Beanspruchungsreaktion wurde identifiziert. In der vierten Publikation wurden das Geschlecht der Menschen mit Demenz sowie der Schweregrad ihrer Demenz und Pflegebedürftigkeit als mögliche Einflussfaktoren der PM-Interaktion identifiziert. So zeigten Frauen und Menschen mit schwerer Demenz bzw. moderater Pflegebedürftigkeit die größten positiven Veränderungen ihrer BPSD infolge der Anwendung der Musiksysteme. Mit den vorgestellten Untersuchungen bildet die Dissertation die erste vollständige arbeitswissenschaftliche Systembetrachtung einer personalisierten Musikintervention in der stationären Demenzpflege. Die positiven Veränderungen in den PAM-Interaktionen zeigen das Potenzial der Musiksysteme zur Verbesserung der Arbeits- und Pflegesituation in der stationären Demenzpflege. Die negativen Auswirkungen sollten reduziert werden. Hierfür ist eine weitere Anpassung der Musiksysteme an die Bedingungen und Anforderungen des Arbeitssystems erforderlich. Exemplarisch sollte der Bedienaufwand für Pflegekräfte reduziert werden, um die Nutzungshäufigkeit der Musiksysteme zu steigern. Zusätzlich müssen Pflegeeinrichtungen dafür sensibilisiert werden, dass sich die Musiksysteme nicht für alle Menschen mit Demenz und Pflegekräfte gleich gut eignen. Gelingt dies, können die Musiksysteme eine wertvolle Gestaltungsmaßnahme für stationäre Demenzpflegeeinrichtungen darstellen, um die Arbeitsfähigkeit der Pflegekräfte zu erhalten und das Wohlbefinden der Menschen mit Demenz zu steigern. Weitere Untersuchungen sollten die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Pflegeeinrichtungen sowie die häusliche Pflege durch Angehörige überprüfen. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Auswirkungen der Musiksysteme im PAMS auf weitere Variablen der Arbeits- und Pflegesituation zu bestimmen. Eine mögliche Variable bildet z. B. die Lebenszufriedenheit der Menschen mit Demenz und Pflegekräfte. | de |
| dc.description.abstract | The work and care situation in residential dementia care is insufficient for caregivers and people with dementia. One reason is the intensification of work resulting from the shortage of caregivers and the increasing number of people with dementia in need of care. This leads to increased mental and physical stress on caregivers and reduced quality of care. In addition, the behavioral and psychological symptoms of dementia (BPSD), such as aggression, place a burden on caregivers, as they complicate interaction with those affected. For people with dementia, BPSD are associated with a reduced quality of life. A possibility for improving the work and care situation is provided by assistance systems that enable people with dementia to listen to their favorite music. These so-called personalized music interventions can reduce BPSD as well as the mental stress on family caregivers. In residential dementia care, previous assistance systems have not become established. The lack of consideration of the context of use in the development and validation of assistance systems is one reason for this. Therefore, a personalized music system for people with dementia was developed in preliminary work. The control element for starting and stopping music playback was developed together with people with dementia, making the music systems highly usable for those affected. The object of research of the present dissertation was the design of the work system of residential dementia care with the personalized music systems. The aim was to assess the suitability of the music systems for improving the work and care situation in residential dementia care. For this purpose, residential dementia care was considered as a patient-doctor-machine system (dt. Patient-Arzt-Maschine-System, PAMS). The interactions between the people with dementia (P), the caregivers (A) and the music systems (M) were investigated exemplarily in a residential dementia care facility and published in four articles. The first article examined the work processes of caregivers in residential dementia care before the implementation of the music systems. Here, caregivers performed up to 200 activities per hour, with caregiving accounting for 61% of work tasks. Social care for people with dementia was only occasionally provided. Particularly, there was a lack of private conversations in the (PA) interaction between caregivers and people with dementia. In the second article, the effects of the music systems on the BPSD of the people with dementia were researched (PM interaction). Here, a reduction of sleep disturbances and delusions of the people with dementia was shown. The symptom apathy tended to rise, causing an increase in caregiver burden in the PA interaction. The third article includes the study of AM interaction: the use of the music systems by the caregivers and the effects of the music systems on their mental stress and strain. One to two uses per day of the music systems were recorded. Caregivers are believed to have used the music systems primarily as needed and following an effort-benefit assessment. Effects of the music systems included reduced caregiver work motivation and improvements in their fatigue and aversions. In addition, caregivers reported a decrease in challenging situations with people with dementia (PA interaction). A possible relationship between caregivers' work experience and their strain response was identified. In the fourth article, the gender of the people with dementia as well as the severity of their dementia and need for care were identified as possible factors influencing the PM interaction. Thus, women and people with severe dementia and moderate need for care, respectively, showed the greatest positive changes in their BPSD due to using the music systems. The dissertation represents the first complete work system examination of a personalized music intervention in residential dementia care. The positive changes in the PAM interactions show the potential of the music systems to improve the work and care situation in residential dementia care. However, the negative effects should be reduced. This requires further adaptation of the music systems to the conditions and requirements of the work system. As an example, the operating effort for caregivers should be reduced to increase the frequency of use of the music systems. In addition, care facilities must be sensitized to the fact that the music systems are not equally suitable for all people with dementia and caregivers. If this succeeds, the music systems can be a useful design measure for residential dementia care facilities to maintain caregivers' ability to work and to increase the wellbeing of people with dementia. Further studies should examine the applicability of the results to other care facilities as well as home care by family caregivers. In addition, it is recommended to determine the effects of the music systems in the PAM system on other variables of the work and care situation, for example, the life satisfaction of people with dementia and caregivers. | en |
| dc.identifier.uri | https://depositonce.tu-berlin.de/handle/11303/17351 | |
| dc.identifier.uri | http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-16132 | |
| dc.language.iso | de | en |
| dc.rights.uri | http://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/ | en |
| dc.subject.ddc | 629 Andere Fachrichtungen der Ingenieurwissenschaften | de |
| dc.subject.other | Demenz | de |
| dc.subject.other | Pflegekraft | de |
| dc.subject.other | Musikintervention | de |
| dc.subject.other | psychische Beanspruchung | de |
| dc.subject.other | Verhaltenssymptome | de |
| dc.subject.other | dementia | en |
| dc.subject.other | caregiver | en |
| dc.subject.other | music intervention | en |
| dc.subject.other | strain | en |
| dc.subject.other | behavioral disorders | en |
| dc.title | Arbeitswissenschaftliche Untersuchung eines Assistenzsystems in der stationären Pflege: Auswirkungen einer personalisierten Musikintervention auf Menschen mit Demenz und deren Pflegekräfte | de |
| dc.title.translated | Work science study of an assistance system in residential care: effects of a personalized music intervention on people with dementia and their caregivers | en |
| dc.type | Doctoral Thesis | en |
| dc.type.version | acceptedVersion | en |
| tub.accessrights.dnb | domain | en |
| tub.affiliation | Fak. 5 Verkehrs- und Maschinensysteme::Inst. Psychologie und Arbeitswissenschaft::FG Arbeitswissenschaft | de |
| tub.affiliation.faculty | Fak. 5 Verkehrs- und Maschinensysteme | de |
| tub.affiliation.group | FG Arbeitswissenschaft | de |
| tub.affiliation.institute | Inst. Psychologie und Arbeitswissenschaft | de |
| tub.publisher.universityorinstitution | Technische Universität Berlin | en |