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Jahrbuch für Antisemitismusforschung

Schüler-Springorum, Stefanie (Editor); Arnold, Sina (Contributor); Funck, Marcus (Contributor); Jensen, Uffa (Contributor); Wetzel, Juliane (Contributor); Stern, Adina (Contributor); Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung (Organisation)

Das diesjährige Jahrbuch dokumentiert unter anderem zwei wissenschaftliche, öffentlichkeitswirksame Kooperationen des Zentrums für Antisemitismusforschung: mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand veranstaltete das ZfA zum 70. Jahrestag eine Tagung zur Flüchtlingskonferenz von Évian im Juli 1938. Diese begleitete eine Ausstellung, die vom 27. Juli bis 5. Oktober 2018 im Bendlerblock gezeigt wurde und von der mittlerweile auch eine online-Version vorliegt (www.evian1938.de). Dass das rechtspopulistische Lager mit dem Thema „Flüchtlinge“ reiche Ernte einfahren kann, ist allgemein bekannt. Weniger offensichtlich sind dagegen die langjährigen, oftmals subterranen Verbindungslinien, die manche bundesrepublikanischen Intellektuellen mit dem gegenwärtigen Rechtsradikalismus verbinden. So stammen zwei Beiträge dieses Jahrbuchs von einem Workshop zu Leben und Werk des 2016 verstorbenen Historikers Rolf Peter Sieferle, der im September 2018 am ZfA stattfand. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das 1994 entstandene Werk Finis Germania und dessen offen rechtes Weltbild. Weitere Beiträge des Jahrbuchs diskutieren die 1968 aufbrechende Kontroverse zwischen dem nach Frankfurt zurückgekehrten Institut für Sozialforschung und der in New York verbliebenen Hannah Arendt um den Tod Walter Benjamins, die Darstellung des Nationalsozialismus in der feministischen Zeitung Courage, den deutschen Volksbegriff und dessen Verstrickung mit rassistischen Vorstellungen sowie einen aktuellen Fall aus der Hamburger Bürgerschaft, in dem die AfD 2018 in einem eigenen Antrag die Einrichtung einer/s Antisemitismusbeauftragten forderte. Die Studien in der letzten Sektion beschäftigen sich mit neueren Untersuchungen aus einigen europäischen Nachbarstaaten. Hier werden die Ergebnisse einer norwegischen Umfrage vorgestellt, die erstmals jüdische und muslimische Bürgerinnen und Bürger zu ihren Einstellungen zueinander befragte, die Antisemitismusvorwürfe gegen die britische Labour Party rekonstruiert sowie die antisemitischen Inhalte einer vom staatlichen türkischen Fernsehen produzierten Serie untersucht.