Loading…
Thumbnail Image

Eine institutionenökonomische Analyse der Bedarfsplanung der Stromübertragungsnetze unter Berücksichtigung der Interdependenzen zur Erzeugungsplanung

Weber, Alexander

Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, wie die Bedarfsplanung der Stromübertragungsnetze wirksam an öffentlichen Zielen ausgerichtet bzw. einer entsprechenden regulatorischen Kontrolle unterworfen werden kann. Hintergrund für diese Überlegung ist, dass langfristige Netzplanungsentscheidungen grundsätzlich umfangreiche Auswirkungen auf gesamtgesellschaftliche Kosten (und auch Verteilungswirkungen) haben. In einem weiteren Schritt wird die Fragestellung zudem dahingehend erweitert, inwiefern eine mit der Netzplanung integrierte Erzeugungsplanung an öffentlichen Zielen ausgerichtet werden kann. Die Motivation hierfür ist, dass eine derartige Integration die Realisierung bedeutender Synergiepotentiale ermöglicht. Die Untersuchung findet in zwei Stufen statt: Zunächst werden entsprechende Ausgestaltungsvarianten weitestgehend unabhängig von in einzelnen Ländern vorliegenden Ausgangssituationen, d. h. von Umsetzungsfragen abstrahierend, untersucht. Hierbei wird deutlich, dass durch ein „Monitoring“, d. h. eine Prüfung der Netzplanungen durch einen Regulierer, grundsätzlich eine wirksame Kontrolle der (kostenmäßig) bedeutendsten Planungsentscheidungen erreicht werden kann. Durch „Hierarchie“-Lösungen, d. h. eine Netzplanung durch einen öffentlichen Netzbetreiber (mit und ohne Assets) lassen sich jedoch weitere Vorteile erzielen. Die Kosten eines zusätzlichen Monitorings lassen sich einsparen und auch die weiteren, durch ein Monitoring nicht erfassbaren Planungsentscheidungen lassen sich wirksam an öffentlichen Zielen ausrichten. In der daran anschließenden Untersuchung von Umsetzungsfragen für den konkreten Fall Deutschlands zeigt sich, dass kurz- bis mittelfristig eine Verbesserung des seit der EnWG-Novelle von 2011 etablierten Monitoring-Ansatzes (§§ 12a–f) sinnvoll erscheint. Durch eine Erweiterung der Netzplanungskompetenzen auf Seiten der Bundesnetzagentur lässt sich eine wirksame Kontrolle der langfristigen Leitungsausbauentscheidungen erreichen. Die Umsetzung von Hierarchie-Varianten, d. h. die Schaffung eines öffentlichen Netzbetreibers (und -planers), hingegen geht mit nicht unerheblichen Risiken einher, gerade wenn eine Enteignung erforderlich wird. Wegen der grundsätzlichen Vorteile einer solchen Lösung sollte eine solche Variante langfristig nicht aus dem Blick verloren werden. In Bezug auf eine stärker zentrale bzw. mit der Netzplanung integrierte Erzeugungsplanung ergibt sich, dass sich auch hier gerade diejenigen Entscheidungen mit den größten Kostenwirkungen, nämlich der Neubau von Kraftwerken, wirksam einem Monitoring unterwerfen lassen, während sich kostenmäßig weniger bedeutsame Entscheidungen, etwa über den Weiterbetrieb von Kraftwerken aus Netzstabilitätsgründen, nur im Rahmen von Hierarchie-Lösungen wirksam an öffentlichen Zielen ausrichten lassen. Dies bedeutet insbesondere, dass durch die Etablierung von Hierarchie- bzw. Monitoring-Lösungen für die Netzplanung keine problematischen Pfadabhängigkeiten in Bezug auf eine spätere Integration der Erzeugungsplanung geschaffen werden.
This thesis analyzes how transmission planning can effectively be aligned with public goals, respectively be made subject to effective regulatory control. This is motivated by the fact that transmission planning decisions generally have considerable impact on societal costs (and also distributional aspects). In a further step, the analysis is expanded to the case of integrated generation and transmission planning, which is motivated by the fact that such integration can yield substantial economic benefits from co-ordination. The analysis takes place in two stages: First, design alternatives are analyzed largely without reference to any points of departure present in specific countries, i. e. neglecting any transitional issues. In this context, it is obtained that “monitoring”, i. e. an evaluation of transmission plans by a regulator, can provide effective control over the most relevant (and costly) planning decisions. On the other hand, “hierarchy” options, i. e. transmission planning conducted by a public transmission operator (with or without assets) allow for further benefits. The costs of a concomitant monitoring can be avoided and additional planning decisions – those which cannot properly be captured by monitoring solutions – can effectively be aligned with public goals. In the subsequent stage of the analysis, addressing transitional issues for the case of Germany, it becomes clear that in a short- to mid-term horizon, an improvement of the current monitoring regime that was set up by the EnWG amendment of 2011 (§§ 12a–f) seems to be beneficial. In contrast to this, the realization of hierarchy solutions, i. e. the creation of a public transmission operator and planner, is associated with significant risks, especially when an expropriation procedure is needed. However, because of the fundamental advantages of such solutions, such options should be kept in view in the long term. With respect to a more centralized generation planning respectively integrated generation and transmission planning, it is obtained that also in this case, the most relevant decisions, i. e. the erection of new power plants, can effectively be controlled through monitoring, while less costly decisions, such as the continuation of old power plants due to network stability reasons, may only effectively be aligned with public goals under hierarchy solutions. The most important consequence of these results is that by establishing either hierarchy or monitoring solutions for transmission planning, no problematic path-dependencies are created with respect to a later integration of generation planning into transmission planning.