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Buero- und Geschaeftshausfassaden der 50er Jahre

Konservatorische Probleme am Beispiel West-Berlin

Dorsemagen, Dirk

Die Bauten der 50er Jahre sind heute einem enormen Modernisierungs- und Veraenderungsdruck ausgeliefert. Von vielen Seiten wird ihr Denkmalwert angezweifelt und bei Massnahmen zur Nachverdichtung der Innenstadt muessen sie Neubauten weichen, die dem Investor einen hoeheren Gewinn versprechen. Dass die architektonischen Qualitäten der Nachkriegsmoderne von der breiten Oeffentlichkeit noch nicht entsprechend gewuerdigt werden, mag unter anderem an bautechnisch bedingten Schaeden liegen, die jetzt umfassende Reparaturen notwendig machen. Haeufiger noch genuegen die Fassaden nicht mehr den gestiegenen Anforderungen an Waerme- und Schallschutz, was insbesondere eine Nutztungsaenderung der Gebaeude erschwert. Die folgenden Instandsetzungen haben selbst bei intensiver Betreuung durch die Denkmalpflege meist erhebliche Beeintraechtigungen der architektonischen Qualitaet und den Verlust geschichtlicher Authentizitaet zur Folge. Die Dissertation untersucht die urspruenglichen Konstruktionsweisen und Baustoffe der 50er Jahre am Beispiel der West-Berliner Buero- und Geschaeftshaeuser. Um einen Ueberblick ueber die damals gaengigen Fassadenkonstruktionen zu gewinnen, wurden in einem Katalogteil zu 50 West-Berliner Buero- und Geschaeftshaeusern der 50er Jahre Informationen ueber Tragwerk, urspruengliche Fassadenkonstruktion und Fensterart zusammengetragen und bebildert. Im ersten Textteil der Arbeit werden zunaechst die seinerzeit ueblichen Grundrisstypen und Tragwerksarten der Buero- und Geschaeftshaeuser erlaeutert. Anschliessend werden die Fassadentypen nach Gestaltungs- und Konstruktionsprinzipien sowie Fassadenmaterialien unterschieden. Da die Fenster bei den Buero- und Geschaeftshaeusern der 50er Jahre ein besonders wichtiges Gestaltungselement waren, werden die verschiedenen Fensterkonstruktionen gesondert behandelt. Fuer die Untersuchungen werden stets Katalogbeispiele herangezogen. Mit Hilfe der Bauakten, zeitgenoessischer Literatur der 50er und 60er Jahre sowie aktueller Fachliteratur wird der Frage nach Entstehung, Entwicklung und Neuerungen der verschiedenen Konstruktionsarten und Materialien nachgegangen. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich den Problemen, die beim Erhalt der Fassaden mit den verschiedenen Fassaden- und Fensterkonstruktionen aufgetreten sind und beschreibt die heutigen Moeglichkeiten, diese Probleme zu beheben. Dabei geht es zunaechst vor allem um Bauschaeden, die infolge bestimmter Konstruktionsweisen und Fassadenmaterialien entstanden sind. Anschliessend liegt der Schwerpunkt bei den bauphysikalischen Schwaechen der Fassaden- und Fensterkonstruktionen mit ihren Auswirkungen auf das Raumklima. Anhand der Katalogbeispiele werden diese Probleme und ihre Loesungsmoeglichkeiten konkretisiert. Da es sich bei den ausgesuchten Objekten dieser Arbeit ueberwiegend um Einzeldenkmaeler handelt, konnten zu den konservatorischen Problemen ueber das Studium der Fachliteratur hinaus auch eine Reihe von Fassadengutachten ausgewertet werden, die von Fachingenieuren im Vorfeld von geplanten Instandsetzungen erstellt worden waren und verschiedene Loesungsansaetze zeigen. Vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse zu den unterschiedlichen konstruktiven Problemfaellen - deren Ursachen und Sanierungsmoeglichkeiten - werden abschliessend die Faktoren, die ueber die Loesung der rein bautechnischen Probleme hinaus zum Erhalt der 50er Jahre-Architektur beitragen koennen, diskutiert.