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Arbeitsplätze durch Naturschutz

am Beispiel der Biosphärenparke in Deutschland und der Modellregion Mittlere Schwäbische Alb

Rösler, Markus

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Möglichkeiten dauerhaft umweltgerechter Regionalentwicklung in ländlichen Räumen Deutschlands. Die Erhaltung und Förderung von Arbeitsplätzen steht dabei in gleicher Weise im Zentrum der Ausarbeitung wie der Beitrag zum Natur- und Umweltschutz. Im Teil I werden die juristischen und methodischen Grundlagen für die Entwicklung und den Schutz ländlicher Räume am Beispiel der Biosphärenparke erarbeitet. Im zugehörigen historischen Anhang werden die zunehmende Tabuisierung der Nationalparkdiskussion in der DDR ab 1953, die Übereinstimmung von Vorschlägen für Großschutzgebiete in den 50er bis 70er Jahren mit dem DDR-Nationalparkprogramm des Jahres 1990 sowie die Gründe für den Mißerfolg der Nationalparkbemühungen vor 1989 und für den Erfolg des Nationalparkprogramms 1990 aufgearbeitet. Das Nationalparkprogramm führte zu neuen naturschutzpolitischen Diskussionen und zur Idee der Biospärenparke als Kategorie für die Entwicklung und den Schutz großflächiger Kulturlandschaften, da deutlich wurde, daß sich wichtige Ziele mit den UNESCO-Biosphärenreservaten nicht verwirklichen lassen. Im Exkurs "Natur(schutz)parke" und dargelegt, warum eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung der Naturparke derzeit nicht als realisierbar erscheint. Für Biosphärenparke wird ein Gesetzestextentwurf für die Bundes- und die Ländergesetzgebung und werden Auswahl- und Bewertungskriterien erarbeitet und diskutiert. Für unzerschnittene verkehrsarme Räume als in der Diskussion um Großschutzgebiete wenig beachtetes Kriterium wird für Baden-Württemberg die Entwicklung von 1987 bis 1992 berechnet. Der Rückgang um 71% bei der Anzahl und um 73,9% bei der Fläche dieser Räume ist überwiegend durch eine Zunahme des Straßenverkehrs bedingt. Volkswirtschaftliche Aspekte der Verkehrspolitik werden diskutiert. Im Teil II wird nach den im Teil I erarbeiteten Kriterien ein knapp 143.000 ha großes Gebiet im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb als Untersuchungsgebiet (UG) für einen potentiellen Biosphärenpark abgegrenzt. Naturschutz-Vorrangräume werden abgegrenzt und Vorschläge zur Struktur einer Verwaltung gemacht. Die naturräumlichen Grundlagen des von zahlreichen Karsterscheinungen gekennzeichneten UG werden beschrieben und Angaben zu bestehenden und geplanten Schutzgebieten und Verkehrsverbindungen zusammengestellt. Bei ca. 126.500 Einwohnern hegt die Einwohnerdichte bei 88,5 pro qkm und damit am unteren Rand regionaler Bevölkerungsdichten in Baden-Württemberg. Der Landwirtschaftsanteil liegt mit 47,0% für deutsche Mittelgebirge sehr hoch. Wald bedeckt 45,1% und Siedlung und Verkehr beanspruchen 6,6% des UG. Auf der Basis klimatischer Daten aus dem UG werden regionale Trends im Rahmen der globalen klimatischen Veränderungen dargestellt. Für Investitionen in die stark von der Witterung abhängigen Freizeitaktivitäten an Schiliften und Badeseen werden Empfehlungen abgeleitet. Im Teil III steht folgende Fragestellung im Zentrum: In welchem Umfang kann eine höhere Wertschöpfung in der Region durch höhere Marktleistungen -und nicht durch höhere öffentliche Fördergelder- erzielt werden? Anhand von Fallbeispielen aus dem potentiellen Biosphärenpark werden konkrete Möglichkeiten zusätzlicher Wertschöpfung berechnet und die Potentiale zur Arbeitsplatzsicherung bzw. Neuschaffung aufgezeigt. Bei Verwendung regional erzeugter Lebensmittel für die 296.000 Gäste im Bereich der Bärenhöhle ergibt sich an Kiosken ein zusätzliches Vermarktungspotential von 240.000 DM für konventionell erzeugte Lebensmittel bzw. 390.000 DM für biologisch erzeugte Lebensmittel. Bei der Erweiterung des Angebots um regionale Spezialitäten erhöhen sich diese Summen auf 330.000 DM bzw. 530.000 DM. Die Realisierung dieser zusätzlicher Wertschöpfung entspräche 3-6 zusätzlichen Arbeitsplätzen für Landwirte und Verarbeiter in der Region. In den 44 gastronomischen Betrieben im und am Lautextal, das durch Wacholderheiden geprägt ist, beträgt der Anteil des Lammfleischverbrauchs derzeit 1,2% (1.505 kg pro Jahr) am gesamten Fleischverzehr. Bei besserer Vermarktung ergeben sich zusätzliche Umsatzpotentiale für die Schäfer hi Höhe von 150.000 DM - 520.000 DM. Dies entspricht je nach Axt der Schafhaltung dem Umsatz für 1,4 bis 6,1 zusätzliche Arbeitsplätze. Eine Aufpreisvermarktung von Streuobst -wie bereits über 70mal in Deutschland realisiert würde zusätzlichen Marktleistungen der haupt- und nebenberuflichen Landwirte im Finanzvolumen von 21-22 Voll-Arbeitsplätzen entsprechen. Insgesamt 48 Voll-Arbeitsplätze in der Landwirtschaft oder ein 20%iges Einkommen von 240 Landwirten könnte gesichelt werden. Die seit 20 Jahren anhaltende Renaissance des Streuobstbaus wird chronologisch dargestellt. Die Möblierung der 2.191 Gästezimmer durch einheimische Schreiner und mit Holz aus der Region würde ca. 13 zusätzliche Arbeitsplätze im Schreinereigewerbe und ca. fünf zusätzliche Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft und ihr nachgelagerten Bereichen schaffen. Für Hecken, die die Funktion von Schneezäunen übernehmen, wird der Begriff "Schneehecke" geprägt. Bei der Verwendung von Schneehecken anstelle der bisher 40 km Schneezäune im UG würden die Straßenbauämter ca. 660.000 DM pro Jahr einsparen. Dieses ca. sechs Arbeitsplätze entsprechende Finanzvolumen soll in die Aufbauleitung eines Biosphärenparkes investiert werden, um die Arbeitsplätze in der Region zu halten. An 46 Standorten wurden das Landschaftsbild beeinträchtigende Ortsrandgestaltungen festgestellt. Die vorgeschlagenen Begrünungen würden die touristische Attraktivität der Landschaft erhöhen und zu zusätzlichen Aufträgen im Garten- und Landschaftsbau führen. Ohne Folgeaufträge beträgt das zusätzliche Umsatzpotential zwischen 850.000 DM und 1.235.000 DM und entspricht damit ca. 11 bzw. 16 Arbeitsplätzen für ein Jahr. Ca. 820.000 km werden pro Jahr zwischen der Bärenhöhle und anderen Sehenswürdigkeiten im UG mit Privat-Pkws zurückgelegt. Die Einrichtung eines ÖPNV-Rundverkehrs sowie die gezielte touristische Verknüpfung der einzelnen Sehenswürdigkeiten würde zu -nicht quantifizierten- Arbeitsplätze in der Region führen und den Umfang des Individualverkehrs verringern Abschließend werden Beispiele umweltverträglicher Regionalentwicklung im UG und in anderen Regionen vorgestellt und weitergehende Empfehlungen im Rahmen eines Biosphärenparkes Mittlere Schwäbische Alb ausgesprochen. Die Möglichkeiten der Aufpreisvermarktung werden diskutiert. Als tragende Elemente einer höheren Wertschöpfung wird die Koppelung von Regionalität, Umweltstandards, Beteiligung von Umweltorganisationen und Zertifizierung empfohlen.
  • Überarbeitete und aktualisierte Version: Rösler, Markus: Arbeitsplätze durch Naturschutz : am Beispiel der Biosphärenreservate und der Modellregion Mittlere Schwäbische Alb. - [Stuttgart] : Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG Bau) [u.a.], 2001. - ISBN: 3-923755-79-1.