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Das Verhalten von Arzneimittelrückständen im Wasserkreislauf Berlins

Reddersen, Kirsten

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Verbleib von ausgewählten Arzneimittelrückständen im Berliner Wasserkreislauf zu untersuchen. Hierfür wurde in der Zeit von Juni 2000 bis Juni 2002 ein umfassendes Monitoringprogramm durchgeführt, in dem viermal jährlich 15 Messstellen im Berliner Oberflächenwasser sowie die Reinwässer aller Berliner Wasserwerke und die geklärten Abwässer der Berliner Klärwerke beprobt wurden. Die Analytik erfolgte durch Anwendung von zwei Multimethoden, in denen die Analyten nach Festphasenanreicherung und Derivatisierung mittels Gaschromatographie/ Massenspektrometrie identifiziert und quantifiziert wurden. In den untersuchten Klärwerksabläufen und Oberflächengewässern wurde ein Großteil der analysierten Substanzen mit Konzentrationen bis in den unteren µg/L Bereich nachgewiesen. So wurden vor allem die Analgetika/Antiphlogistika bzw. -metabolite Propyphenazon, Diclofenac, 1-Acetyl-1-methyl-2-dimethyl-oxamoyl-2-phenylhydrazid (AMDOPH), Ibuprofen, Naproxen und Indometacin, die Antiepileptika Carbamazepin und Primidon, die Blutlipidsenker bzw. -metabolite Clofibrinsäure und Bezafibrat, die Insektizidmetabolite p,p´- und o,p´-2,2-Bis(chlorphenyl)essigsäure (DDA), das Herbizid Mecoprop sowie N-(Phenylsulfonyl)-sarkosin (NPS), der Metabolit eines Korrosionsschutzmittels, detektiert. In den Oberflächengewässern wurden die höchsten Konzentrationen an Arzneimittelrückständen im Berliner Teltowkanal gemessen, in dem anhand der Konzentrationsanstiege deutlich die Einleitungen der Kläranlagenabläufen sichtbar waren. In den Berliner Wasserwerken wurden die mit Abstand höchsten Konzentrationen für AMDOPH gemessen, wobei in einigen Wasserwerken Konzentrationen bis in den unteren µg/L Bereich nachweisbar waren. In geringeren Konzentrationen wurde einem Großteil der Wasserwerksproben Propyphenazon, Primidon, Clofibrinsäure und NPS nachgewiesen. Zur Bilanzierung der Arzneimittelrückstände im Berliner Wasserkreislauf wurde für die Klärwerksabläufe, ausgewählte Oberflächengewässer und die Wasserwerke eine Frachtenberechnung durchgeführt. In den Klärwerksabläufen wurden als Summe aller untersuchten Klärwerke für Carbamazepin Jahresfrachten von ca. 550 kg/a, für Diclofenac von ca. 400 kg/a, für AMDOPH, Primidon, Propy-phenazon und Bezafibrat zwischen 100 und 200 kg/a und für weitere Verbindungen <100 kg/a bestimmt. In den Oberflächengewässern wurden bereits in den Zuflüssen Berlins einige Verbindungen nachgewiesen, während der Hauptteil der Frachten an Arzneimittelrückständen, die am Ausgang Berlins ermittelt wurden, erst auf dem Berliner Stadtgebiet in das aquatische System verbracht wird. Hier wurden für Carbamazepin Frachten von ca. 500 kg/a, für AMDOPH, Clofibrinsäure, Diclofenac, Primidon, Propyphenazon und NPS zwischen 100 und 300 kg/a und für weitere Substanzen <100 kg/a berechnet. In der Summe aller Wasserwerke wurden die höchsten Frachten für AMDOPH mit Jahresfrachten von 140 kg/a, für weitere Substanzen mit Werten <10 kg/a ermittelt. Neben einer Expositionsanalyse und Studien zum Verhalten von Pharmakarückständen im Wasserkreislauf liefert diese Arbeit eine wichtige Grundlage für geplante Modellierungen zum Verbleib und für die Bewertung von Arzneimittelrückständen in der aquatischen Umwelt.