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Agency in DesignBuild

die Handlungsfähigkeit von DesignBuild im Spannungsfeld von Architekturausbildung, -praxis und Gesellschaft

Pawlicki, Nina Maria

DesignBuild Studios realisieren Bauprojekte mit Studierenden im Rahmen derer Ausbildung und bedienen sich dabei eines Ansatzes, der zwischen dem akademischen und dem nicht-akademischen Umfeld oszilliert. Sie proklamieren damit, als Reaktion auf globale und gesellschaftliche Herausforderungen, einen Wandel in Architekturausbildung und -praxis zu bewirken. Obwohl DesignBuild als Methode der Architekturausbildung und Architekturproduktion an internationalen Hochschulen immer weiter verbreitet ist, mangelt es jedoch bislang an einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung, inwieweit der intendierte Wandel tatsächlich stattfindet. Die Schwierigkeit einer solchen Untersuchung liegt darin, dass die Auffassung der zentralen Aufgaben und Ziele von DesignBuild Projekten für die unterschiedlichen Kollaborationspartner*innen und ihre jeweiligen Projektnarrative variiert. Bis dato fanden Betrachtungen zum Großteil isoliert und projektbezogen statt und basierten auf den Erfahrungen Einzelner. Dem Spannungsfeld aus Architekturausbildung, -praxis und Gesellschaft, in dem sich DesignBuild Studios bewegen, wird dieser Ansatz jedoch nur ungenügend gerecht. Die vorliegende Arbeit widmet sich vor diesem Hintergrund der empirischen Untersuchung von Wirkung und Handlungsfähigkeit von DesignBuild als Bewegung. Dies erfolgt durch: a) eine Theoretisierung der intendierten Wirkung von DesignBuild als konzeptuelles Rahmenwerk, und b) den Abgleich mit den Herausforderungen, die sich im Kontext des Handelns von DesignBuild Studios ergeben. Ziel ist es, dadurch Rückschlüsse auf die Agency in DesignBuild – also die Handlungsfähigkeit im Sinne eines tatsächlich transformatorischen Potentials von DesignBuild – zu ermöglichen. Diese Arbeit soll als wissenschaftliche Basis für die anschließende Entwicklung einer Strategie dienen, welche die Auswirkungen der DesignBuild Projekte unter Berücksichtigung der jeweils projektspezifisch vorhandenen Bedarfe kritisch hinterfragt und sichtbar macht. Intention ist es dabei nicht Grundlagen für eine Ex-Post-Evaluation von gebauten Projekten oder Lehrveranstaltungen zu erstellen. Vielmehr sollen die gesamten Projektprozesse und -ergebnisse berücksichtigt werden, und DesignBuild als Methode in einen breiteren Diskurs über Architekturausbildung und -praxis eingebettet werden. Neben einem umfassenden Literaturstudium speist sich die Arbeit aus der Datenbank dbXchange.eu, einer von der Verfasserin ko-initiierten Webplattform, sowie ihrer eigenen DesignBuild Praxis. Anhand dieser Grundlagen werden quantitative Daten, die geschichtliche Entwicklung, charakteristische Schnittstellenposition zwischen Architekturausbildung, -praxis und Gesellschaft sowie intendierte Wirkungsziele und potentielle Brüche zwischen Intention und Realität analysiert. Als Resultat der Analyse lässt sich erkennen, dass es sich bei DesignBuild um eine internationale Bewegung innerhalb der Architekturausbildung handelt, deren Wurzeln in die Protest- und Reformbewegungen der 60er Jahre reichen. DesignBuild Projekte werden heute in unterschiedlichen Konstellationen, Organisationsformen und Ausprägungen realisiert. Übergreifend kann jedoch eine intendierte kurz- oder mittelfristige Wirkung beschrieben werden: DesignBuild Projekte realisieren ein Bauprojekt anhand eines kollektiven Prozesses, aus dem die Beteiligten Handlungskompetenzen erlernen, der eine bauliche, räumliche, programmatische und/oder transformationsprozessbezogene Aufwertung für eine angestrebte Nutzungsdauer ermöglicht und durch den ein empowerment erwirkt wird. DesignBuild Studios beabsichtigen darüber hinaus, vielmehr praxistransformierend (als praxisnah) zu agieren. Neben diesen progressiven Aspekten von DesignBuild Studios reproduzieren sie durch ihre Arbeit aber gleichzeitig auch Machtverhältnisse: indem sie sich entscheiden zu handeln, was in ihrem Fall die physische bauliche Realisierung eines Projekts bedeutet. In welchem Ausmaß die Projekte Auswirkung auf ihr Umfeld und die beteiligten Akteur*innen haben, hängt von der Grundkonstellation der Projekte ab und ist damit bereits von Anfang an mit der Auswahl des Projekts und der Kollaborationspartner*innen festgelegt. Um das transformatorische Potential der Projekte nutzen zu können, ist daher bereits von Beginn eines Engagements an eine sensible Herangehensweise erforderlich, welche die Rolle des DesignBuild Studios als finanzieller, ästhetischer und programmatischer (Mit-)Entscheidungsträger (und somit als Teil der Initiatorenschaft für die Projekte) erkennt und sich der damit implizierten Verantwortung bewusst ist.
DesignBuild studios realise building projects with students as part of their training. The potential agency of such studios oscillates continuously between the academic and non-academic realms. Thereby they proclaim to instigate change in the teaching and practice of architecture in reaction to wider global and societal challenges. Although DesignBuild has become an ever more popular method at international architecture schools, there has been a lack of serious investigation into whether these intended changes are really taking place. The difficulty facing such an investigation is that an understanding of the central tasks and aims of DesignBuild projects varies widely for different project partners and their specific project narratives. Hitherto such attempts have been based solely on individual projects and experiences, yet this approach does not do justice to the nature of DesignBuild as a format that can act on the boundaries between education, practice and society. In this context the thesis is occupied with an empirical investigation of the impact and agency of DesignBuild as a wider movement. The work consists of a) a theoretical analysis used to formulate a conceptual framework for understanding the intended impact of DesignBuild and b) an interrogation of this framework with the challenges that arise in the pursuit of DesignBuild projects’ manifold aims. The aim is to assess the Agency in DesignBuild – the actual transformational and emancipatory potential of DesignBuild as a methodology – through an understanding of its intentions and effects. This work should serve as a scientific basis for a further development of strategies, which can reveal and critically interrogate the true implications of DesignBuild projects in consideration of project specific requirements. The intention is not to form the basis for a post-evaluation of built projects or teaching courses, rather to reflect the entire project process and its results on different levels, thereby establishing DesignBuild in a wider discourse on the teaching and practice of architecture. As well as the literature review, the work builds on data from the network dbXchange.eu, a platform co-initiated by the author and from her own extensive DesignBuild practice. Using these sources, the thesis analyses quantitative data, the historical development, the characteristic interface between education and practice, as well as the intended impact and potential gaps between intention and reality. As a result, it become clear that DesignBuild is an international movement in the field of architecture, whose roots reach back to the protest and reform movements of the 1960s. Today DesignBuild projects manifest themselves in highly diverse context and form. As such an overarching description of their intentions is only possible on the most general terms: DesignBuild projects realise building processes through collective practice in which the participants learn skills that can permit an architectural, spatial, programmatic and/or change process related improvement for a planned duration of time – most importantly these processes can affect empowerment on different levels. Furthermore, DesignBuild studios aim to instigate change through collective agency and as such transport a specific and transformative understanding of the potential of architecture practice. Besides these progressive aspects, DesignBuild studios can also reproduce power structures, insofar as they decide to act through the physical realisation of a project. The degree to which a project can impact its context and participants is dependent on the starting constellation of actors and is set at the very initiation of the project by the choice of context and collaboration partners. A DesignBuild project carries the implied responsibility of being financial, aesthetic and programmatic (co-)decision maker and initiator for a project. As such the DesignBuild methodology demands a highly sensitive approach and cultural awareness in order to harness its manifold transformative and emancipatory potentials.