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Die dimensionale Struktur diagnostischer Urteilskriterien

Laschke, Christin; Rösken-Winter, Bettina; Jenßen, Lars

Diagnostische Urteile sind ein wichtiger Bestandteil der täglichen Praxis von Lehrkräften und mitentscheidend für die schulische Entwicklung von Schülerinnen und Schülern. Bisherige Untersuchungen geben Einblicke in Urteilsprozesse und deuten auf unterschiedliche inhaltsbezogene und generische Kriterien hin, auf deren Basis diagnostische Urteile getroffen werden. Die Frage, anhand welcher Kriterien angehende Lehrkräfte Lösungen von Schülerinnen und Schülern im Fach Mathematik in unterschiedlichen Phasen des Lehramtsstudiums beurteilen und wie diese Urteile strukturiert sind, ist bisher ungeklärt. Dahingehende Befunde können zum Verständnis diagnostischer Urteile beitragen und perspektivisch Implikationen für die Lehramtsausbildung liefern. Vor diesem Hintergrund wurden Begründungen zur Beurteilung von Schülerlösungen (n = 110 angehende Lehrkräfte im Primarstufenstudium) erhoben und inhaltsanalytisch ausgewertet. Auf Basis der identifizierten Urteilskriterien wurde in mehreren Teilstudien mit weiteren Stichproben angehender Primarstufenlehrkräfte (n1 = 168, n2 = 209, n3 = 209) die dimensionale Struktur diagnostischer Urteile angehender Lehrkräfte mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen untersucht. Entsprechend der Ergebnisse weisen diagnostische Urteile von angehenden Lehrkräften die folgenden vier Dimensionen bei der Beurteilung mathematischer Schülerlösungen auf: Verstehen, Qualität der Lösung, Präsentation der Lösung und Motivation. Zusätzlich zu den Erkenntnissen über die Struktur diagnostischer Urteile angehender Lehrkräfte wurde ein Erhebungsinstrument entwickelt, das in weiteren Studien für die Untersuchung, wie sich diagnostische Urteile durch entsprechende Lerngelegenheiten entwickeln, genutzt werden kann.
Diagnostic judgements are part of teachers' daily practice and crucial for students' academic development. Previous studies provide insights into judgement processes and point to different content-related and generic criteria diagnostic judgements are drawn on. Up to know it has not been clarified what criteria pre-service teachers use to judge students’ solutions in mathematics in different phases of teacher education and how these judgements are structured. Findings in this regard can contribute to the understanding of diagnostic judgements and can provide implications for teacher education. Against this background, justifications for the judgements of student solutions (n = 110 pre-service teachers in primary education) were collected and investigated by content analysis. Based on the identified judgement criteria, the dimensional structure of diagnostic judgements of pre-service teachers was examined in several sub-studies with further samples of (n1 = 168, n2 = 209, n3 = 209) using confirmatory factor analyses. According to the results, diagnostic judgements of prospective teachers show the following four dimensions in the judgements of mathematical student solutions: Understanding, Quality of solution, Presentation of Procedure, and Motivation. In addition to the findings on the structure of pre-service teachers' diagnostic judgements, a survey instrument was developed that can be used in further studies to investigate how diagnostic judgements develop through appropriate learning opportunities.
Published in: Interdisziplinäre Beiträge zur Bildungsforschung 2023, Berlin Universities Publishing