Loading…
Thumbnail Image

Mit der Gitarre „zur Welt sein“: Über das Einüben und Ausgestalten in einer körperlich-praktischen Tätigkeit

Wullschleger, Isabel

Im Beitrag wird die Besonderheit einer körperlich-praktischen Tätigkeit in Hinblick auf Erfahrungs- und Gestaltungsräume von Kindern untersucht. Am Beispiel des Gitarrenspiels bzw. des Erwerbs grundlegender Fertigkeiten des Gitarrenspiels werden bestimmte körperliche, materiale, räumliche und leibliche Dimensionen des Übens und Spielens beschrieben. Hierzu wird eine begrifflich-theoretische Einordnung vorgenommen, um die Dimensionen angemessen erfassen zu können. Die Begriffe des Körperwissens und des Körperschemas bilden ein Gerüst für eine analytische Unterscheidung: Die funktionale, physisch-räumliche Körperformung wird in einer ‚Draufsicht‘ mit dem Körperwissen gefasst, während die leiblich-ästhetische Ausgestaltung als ein Zur-Welt-Sein (Merleau-Ponty) des Selbst, als ein Selbstausdruck und ein (Selbst-)Empfinden mit dem Körperschema umschrieben wird. Es wird versucht, zwischen dem Einüben von bestimmtem Körperwissen und konkreten Körpertechniken einerseits und dem ästhetisch-praktischen Ausgestalten im Sinne eines spontanen und variablen Spiels andererseits zu unterscheiden. Neben der Körperlichkeit und der Leiblichkeit des Kindes gilt der Materialität und Funktionalität der Gitarre ein besonderes Augenmerk. Die Gitarre ist als Werkzeug/Instrument in besonderer Weise an der Ausübung der körperlich-praktischen Tätigkeit und an den Möglichkeiten des (Selbst-)Ausdrucks beteiligt. Dem Beitrag liegt eine qualitative, phänomenologisch orientierte Forschungsarbeit zugrunde, die sich aus einer schulethnografischen Studie entwickelt hat und sich mit Ausschnitten aus dem schulischen Musikunterricht befasst.
This article examines the specificity of a physical-practical activity in terms of children's experiential and creative spaces. Using the example of guitar playing, or the acquisition of basic guitar playing skills, certain physical, material, spatial, and bodily dimensions of practice and play are described. For this purpose, a conceptual-theoretical classification is made in order to adequately grasp the dimensions. The concepts of body knowledge (“knowing how”) and body schema provide a framework for an analytical distinction: The functional, physical-spatial shaping of the body is captured in an ‘overhead view’ with body knowledge, while the bodily-aesthetic shaping as a Zur-Welt-Sein (Merleau-Ponty) of the self, as a self-expression and a (self-)sensation is circumscribed with the body schema. An attempt is made to distinguish between the practice of certain body knowledge and concrete body techniques on the one hand and aesthetic-practical shaping in the sense of spontaneous and variable play on the other. In addition to the child's corporeality, special attention is paid to the materiality and functionality of the guitar. The guitar as a tool/instrument is involved in a special way in the exercise of physical-practical activity and in the possibilities of (self-)expression. The article is based on a qualitative, phenomenologically oriented research work, which emerged from a school ethnographic study and deals with excerpts from school music lessons.
Published in: Interdisziplinäre Beiträge zur Bildungsforschung 2023, Berlin Universities Publishing